Cruiser - Merkmale, Arten und Nutzung

Fahrradfahren ist gesund, könnte man meinen. Und das stimmt auch. Ob ein Cruiser ergonomischen Ansprüchen gerecht wird, hängt davon ab, für welches Modell man sich entscheidet. Zu den typischen Merkmalen dieses Fahrradtyps zählen Ballonbereifung sowie eine geschwungene Rahmenform. Informieren Sie sich über die Merkmale und Arten des Cruisers und lesen Sie, ob damit auch ein gesundes Fahrradfahren möglich ist.

Von Kai Zielke

Cruiser - Merkmale und Arten

Der Cruiser ist ein Fahrrad, welches in den 50er Jahren in Amerika entstand. Den Cruiser im klassischen Sinn erkennt man an

  • dem geschwungenen Rahmen
  • der dicken Bereifung und
  • der komfortablen Sitzposition

Der Rahmen ist aus Aluminium oder Stahl; die Bereifung misst 24 und 26 Zoll. Bei den Felgen findet man Modelle zwischen 25 und 100 mm Breite. Der Sattel ist gefedert und gepolstert.

Ursprünglich hieß das Bike eigentlich Beachcruiser, weil es bevorzugt zum Flanieren "on the beach" - also am Strand, gebaut wurde. Daraus wurde mit der Zeit aber ein alltägliches Flanierbike.

Die Unterschiede zum normalen Bike sind vielseitig. Erstmal gibt es das Cruiser-Bike nur mit dem geschwungenen Rahmen, das unterscheidet sich schon mal in der Optik.

Heutzutage ist dieser Stil Kult und wird immer beliebter. Außerdem hat der Cruiser nur einen Gang und nicht wie andere Bikes mehrere, die man unterschiedlich einsetzen kann. Das Cruiser Bike ist also hauptsächlich nur zum gemütlichen Spazierfahren geeignet und nicht unbedingt für einen Rad Profi.

"Cruiser" ist englisch und heißt übersetzt "Kreuzer" und außer dem Beachcruiser gibts noch Stretchcruiser, Chopper, Lowrider und Softcruiser. Verschiedene Custom-Bikes werden als Sammelbegriff für Cruiser benutzt

Die Stretchcruiser sind lange und auch tiefe Räder, die circa 2,20 Meter lang sind und eine gestreckte Sitzposition bieten. Diese Chopper ähneln auch den gleichnamigen Motorrädern.

Der Fahrer sitzt ganz dicht am Hinterrad und die Räder haben oft hohe Lenker, die Apehanger genannt werden. Außerdem haben sie lange Doppelbrückengabeln.

Lowrider sind sehr tiefe Cruiser-Bikes. Sie haben kleine 20 Zoll Räder die oft als reine Bikes bei Shows benutzt werden und diese sind so tief, dass man mit ihnen eigentlich gar nicht mehr fahren kann, weil die Pedale beim Radeln den Boden berühren. Aber optisch eignen sie sich ganz besonders.

Der Beachcruiser hat sich in den letzten Jahren auch eine große Anhängerschaft in Deutschland gefunden. Anfangs gab es unregelmäßige Treffen und seit 2001 wächst die Szene unaufhörlich. Im Sommer gibt es an fast jedem Wochenende irgendwo ein Cruiser Treffen.

Die einen halten sie für Spinner und Angeber, die anderen für Individualisten, die vor Kreativität nur so strotzen: Menschen, die unter großem Aufsehen auf ihren stylischen Fahrrädern lässig am Strand entlang oder durch die Stadt fahren. Sie cruisen.

Wer mit einem Cruiser unterwegs ist, freut sich über Aufmerksamkeit. Ebenso über unheimlich komfortables Fahrradfahren, das Körper und Seele Erholung vom Alltagsstress bietet.

Mittlerweile gibt es verschiedene Bauformen dieses Fahrradtyps. Demensprechend unterschiedlich sind auch die Merkmale.

Rahmenformen unterschiedlicher Modelle

Ein Cruiser ist das augenscheinlich auffälligste Fahrrad überhaupt. Extrem auch sein vergleichsweise hohes Gewicht. Was einen Cruiser ausmacht, ist vor allem seine außergewöhnliche Rahmenkonstruktion, die je nach Modell variiert, aber immer ein echter Hingucker ist.

Geschwungene Ober- und Unterrahmen im Retro-Look können relativ kurz sein. Dann handelt es sich um den Beachcruiser.

Sie können auch lang, wie beim Chopper ausfallen. Oder noch länger. Nämlich beim Modell Stretchcruiser. Bei ihm kann die Rahmenkonstruktion ganze zwei Meter erreichen. Die Sitzposition ist niedrig. Bequem allemal.

Bereifung

Die Bereifung des Cruisers ist breit, nur beim Softcruiser ist sie schmaler. Sie verspricht eine gute Abfederung von Stößen, denen man am Strand allerdings nicht allzu oft ausgesetzt ist.

In der Stadt sieht es damit schon anders aus. Bordsteinkanten, Asphaltnähte, Abflussrinnen begegnet man oft, sie stellen für das weiche Gummi aber keine Herausforderung dar.

Sattel und Lenker

Auf extremes Softfeeling wurde nicht nur unterhalb des Rahmens geachtet, sondern auch obendrauf. Der Sattel vermittelt ein komfortables Sitzgefühl. Echtes Leder, auf das Kenner bestehen, sorgt für Atmungsaktivität und Hautfreundlichkeit.

Der Lenker ist weit nach hinten gezogen, so dass sich auf einem Cruiser niemand zusammenfalten muss. Im Gegenteil. Die Sitzposition ist eine aufrechte und ergonomisch zugleich.

Minimalismus

Auf moderne Technik wird beim Cruiser größtenteils verzichtet. Schutzbleche gibt es selten.

Der Kettenschutz sieht spärlich aus. Selbst die Beleuchtung sucht man bei vielen Modellen vergeblich. Das macht nichts. Wer cruist, will Spaß haben und kein Sicherheitstraining im Verkehrsgarten gewinnen.

Eine Schaltung existiert entweder gar nicht, oder es wird eine Naben- oder Kettenschaltung zwischen 3 und 7 Gängen verbaut. Manche Cruiser können auf diese sowieso verzichten, weil ihr Gefährt ein reines Schauobjekt darstellt.

Die Devise unter Tüftlern und Bastlern lautet nicht: schneller, höher, weiter. Cruiserbegeisterte legen ihre Modelle tief, tiefer, bis auf die Erde.

Dann ist ein vernünftiges Bewegen der Pedale nicht mehr möglich, der Cruiser steht nur noch zum Ansehen da. Richtige Cruiser-Fans finden selbst daran noch echten Gefallen. Im Folgenden stellen wir die unterschiedlichen Cruiser-Modelle noch einmal auf einen Blick vor.

Beachcruiser

Es kommt immer darauf an, an welchem Einsatzort welche Art Cruiser bewegt wird. Der klassische Cruiser ist der Beachcruiser. Benutzt wird er, wie der Name schon sagt, hauptsächlich am Strand. Breite Reifen sorgen für eine gute Haftung auf nassem Sand, die Sitzposition weicht nicht allzu sehr von der eines normalen Fahrrades ab.

Leicht nach hinten gezogene Lenkerbügel machen ein aufrechtes Sitzen möglich. Federungen im Sattelbereich dämpfen selbst harte Stöße ab.

Frau fährt mit einem pastellfarbenen Cruiser-Fahrrad an einer Promenade am Meer entlang
Frau fährt mit einem pastellfarbenen Cruiser-Fahrrad an einer Promenade am Meer entlang

Chopper

Der Chopper kann wohl als das lässigste Modell unter den Cruisern bezeichnet werden. Seine Form ähnelt dem eines namensgleichen Motorrades.

Das extrem breite Hinterrad sorgt für absolute Griffigkeit und auch für ein außerordentlich weiches Fahrgefühl. Dass dieses von Vorteil ist, ergibt sich daraus, dass sich nur knapp über ihm die Sitzposition befindet.

Der hohe Lenker wird gern auch als Affenhänger bezeichnet. Dieser Begriff mag die Armposition verdeutlichen, welcher der Radfahrer ausgesetzt ist. Für kurze Zeit wird sie gar als angenehm empfunden. Hängt der Fahrer zu lange daran und ist der Lenker zu hoch konzipiert, sorgt das Fahren eher für Verspannungen im Halswirbel- und Nackenbereich.

Lowrider

Noch extremer erweist sich der Lowrider. Er wird seinem Namen gerecht, indem er eine besonders niedrige Sitzposition bietet. Zum einen strapaziert längeres Fahren auf ihm die Wirbelsäule, zum anderen werden durch die unergonomischen Bewegungen der Beine die Kniegelenke übermäßig beansprucht.

Für kurze Strecken und ein bisschen Radfahr-Spaß ist so ein Lowcruiser genau das Richtige. Für den Dauergebrauch allerdings nicht.

Stretchcruiser

Der Stretchcruiser weist eine Rahmenlänge über zwei Meter auf, die Sitzposition ist dem entsprechend gestreckt. Besonders große Menschen dürften sich über ihn freuen, müssen sie sich doch auf üblichen Rädern zusammenkauern. Wer besonders klein ist, wird beim Fahren allerdings Probleme haben.

Softcruiser

Den Softcruiser könnte man fast für ein fortschrittliches Cityrad halten, würde er nicht gar so futuristisch anmuten. Das Fahren auf diesem Modell kann als Physiotherapie betrachtet werden.

Ein Blick auf die Geschichte

Die Geschichte des Cruisers ist so vielfältig, wie sich Variationen von seinen unterschiedlichsten Modellen bestaunen lassen. Und genau das wollen Cruiser-Besitzer: bestaunt werden.

Cruiser in Amerika

73 Jahre alt war Ignaz Schwinn, als die Radwelt eine Revolution in Form des Cruisers B10E erfuhr. Seine Revolution, denn er hatte ihn erfunden. Ignaz Schwinn, geboren in Hardheim, das in Deutschland liegt.

Zum Zeitpunkt dieser Erfindung befand Schwinn sich bereits in Chicago. Natürlich, in Amerika - einem Land, welches das Cruisen zu einer Lebenseinstellung erklärte, das sich in meterlangen Straßenkreuzern durch eng besiedelte Städte schob, das Musik von Elvis Presley hörte.

Doch diese Modeerscheinungen kamen erst später. 1933 hätte der Cruiser ebenso gut in Deutschland gebaut werden können. Hätten in den Jahren davor die Deutschen nicht an ihren geliebten älteren Radmodellen festgehalten, so dass Schwinn 1891 keine andere Möglichkeit als die Alternative Auswanderung sah.

Bis in die späten 50er Jahre blieben die Cruiser Bikes in Amerika ein Hit. Das gemütliche Promenieren an den Strandpromenaden war ihre Aufgabe. Und der wurden sie aufgrund ihrer extrem haltbaren Konstruktion mehr als gerecht.

Die dicke Bereifung und die weit nach oben gezogene Lenkstange waren entscheidende Merkmale des ursprünglichen Cruisers, die der in den frühen 50er Jahren entwickelte Beach Cruiser bei behielt. Sie waren unerlässlich, zumal nasser Sandstrand ein besonderer Untergrund zum Radfahren ist.

Weitere Entwicklung

Im Laufe der Zeit kam es zur Entwicklung der besagten weiteren Cruiser-Modelle. Neben der komfortablen Sattelform fiel die Federung der neueren Modelle auf, ebenso wie die inzwischen gängige Nabenschaltung mit drei bis sieben Gängen.

Als Gegenspieler des Beach Cruisers wurde der Stretch Cruiser entwickelt, der zwar die tiefe Sitzposition beibehält, aber eine Rahmenlänge bis zu 220 Zentimetern aufweist. Dieses Modell dient zum Promenieren in der Stadt.

Der Chopper ist eine Nachempfindung des gleichnamigen Motorradmodells, dessen tropfenförmiger Tank, tiefer Sitz, hohe Lenkstange, dünnes Vorderrad und walzenförmiges Hinterrad wiederum ein Nachahmer des Easy-Riders ist. Eigentlich ein Zeichen der Aufmüpfigkeit und ein krasser Gegensatz zu den schlaghosentragenden und petticoatberockten Daddykindern, die ihren nicht selbst erarbeiteten Wagen durch die Gegend chauffierten.

In den 60er Jahren entstand der Lowrider, entwickelt von mexikanischen Jugendlichen, die nach Kalifornien eingewandert waren. Typisch sind Bananensattel und extrem niedriger Sitz.