Barrenturnen - Nutzen, Möglichkeiten und Tipps

Der Barren ist ein vielfältig einsetzbares Trainings- und Übungsgerät im Bereich des Turnens. Beim Barrenturnen können zwei gleich hohe Holmen genutzt werden; es gibt aber auch unterschiedlich hoch eingestellte Holme - dann spricht man vom Stufenbarren. Der Stufenbarren ist hauptsächlich den Damen vorbehalten, während die Herren viele Übungen am niedrig eingestellten Barren durchführen. Lesen Sie alles Wissenswerte über das Barrenturnen.

Von Kathrin Schramm

Barrenturnen - Merkmale und Nutzen

Das Turnen am Barren stellt eine Disziplin im Geräteturnen oder im Kunstturnen der Männer. Der Barren wird auch als Männerbarren oder Parallelbarren bezeichnet.

Frauen turnen bei Wettbewerben am Stufenbarren. Die Übungen, die am Barren absolviert werden, erfordern

  • eine gewisse Eleganz
  • Beweglichkeit sowie
  • genügend Kraft in den Armen.

Typisch bei einer Kür am Baaren sind unterschiedliche Flugelemente und Schwungübungen. Zu den entsprechenden Bewegungen zählen Salto oder auch Handstand. Es kommt auf fließende Bewegungen und nur kurze Pausen an.

Während der gesamten Übung darf der Turner den Bewegungsablauf nicht öfter als drei mal stoppen. Kraftelemente sind nicht gefordert, können jedoch absolviert werden.

Mittlerweile zeichnet sich eine solche Kür am Barren auch durch mehr Bewegungsfreude auf. So wird beispielsweise in unterschiedliche Richtungen geturnt.

Roter Behälter mit Magnesia für Geräteturner in der Turnhalle
Roter Behälter mit Magnesia für Geräteturner in der Turnhalle

Der Stütz

Am niedrig eingestellten Barren wird hauptsächlich im Stütz geturnt. Dabei tragen die durchgestreckten Arme die Last des Körpers. Der Stütz als Ausgangsposition wird meist durch einen Sprung eingenommen.

Kleinere Übende können auch vom Lehrer oder Trainer in den Stütz gehoben werden. Aus dieser Ausgangsposition heraus bieten sich verschiedene Schwünge nach vorne oder hinten an, mit deren Hilfe der Körper in die unterschiedlichsten Hock- und Sitzpositionen gebracht werden kann.

Vorsprung in den Grätschsitz

So ist zum Beispiel der Vorsprung in den Grätschsitz eine beliebte und gut zu erlernende Übung. Dabei wird Schwung geholt, bis die Beine über die Holmen hinaus ragen.

Dann werden die Beine gegrätscht, und jedes Bein über einen Holmen nach außen gelegt. In der Sitzposition ist der Rücken aufrecht.

Eine Variante davon ist der so genannte Außensitz. Hierbei werden beide Beine über denselben Holmen nach außen geführt, so dass der Turnende direkt auf dem Holmen zum Sitzen kommt. Werden diese beiden Übungen mit einem Rückschwung kombiniert, so landet der Turner im Vierfüßlerstand rückwärtig auf dem Barren.

Übungen im Handstand

Sehr weit fortgeschrittene Turner nutzen den Barren auch für Übungen im Handstand, die oft mit Überschlägen des ganzen Körpers kombiniert werden. Hierbei werden vor allem die Muskulatur der Arme und des Rumpfs gefordert, doch auch den Beinen als schwungholenden Elementen kommt eine hohe Bedeutung bei.

Die Übungen im Handstand müssen sehr exakt und konzentriert ausgeführt werden, da sie eine erhöhte Sturzgefahr bergen. Im Training sollte ein Betreuer deshalb immer anwesend sein.

Beim Schulsport eignen sich diese Übungen wenn überhaupt dann nur in höheren Klassen und für sehr gute Sportler. Die Übungen im Handstand werden meist durch einen Umschwung wieder aufgelöst, in dessen Verlauf der Sportler in den Stütz zurück gelangt oder auf dem Holmen zum Sitzen kommt. Wichtig ist es, die Höhe der Holmen dabei als Grundlinie zu betrachten und Unterschwünge nur mit angezogenen Beinen auszuführen.

Turner mit roten Handgelenkschonern turnt auf einem Barren
Turner mit roten Handgelenkschonern turnt auf einem Barren

Der Aufbau eines Barrens

Der Barren ist den meisten Menschen als Sportgerät aus dem eigenen oder dem Sportunterricht der Kinder bekannt. Er hat einen hohen Wiedererkennungswert und kann meist zweifelsfrei identifiziert und sogar namentlich belegt werden.

Geht es jedoch darum, den Aufbau des Barrens einmal näher zu beschreiben, so stoßen die meisten Laien schnell an ihre Grenzen. Dieser kleinen Bildungslücke helfen wir gerne mit den folgenden Informationen ab.

Der Barren, wie er im Schul- und im Vereinssport verwendet wird, unterscheidet sich in seinem Aufbau vom Wettkampfbarren. Diese Unterschiede liegen jedoch vor allem in der Zweckmäßigkeit und im Platzbedarf begründet. So kann man einen normalen Barren durchaus so aufbauen, dass er die Anforderungen des Wettkampfsports erfüllt.

Die Holme

Zwei Holme aus Holz sind die Griffflächen des Barrens, an denen vorwiegend geturnt wird. Beide Holme liegen rechts und links in einer Halterung fest auf und sind in der Höhe gleichmäßig verstellbar.

Die Unterkonstruktion ist aus schwerem Metall, um den guten Stand auch unter Belastung zu sichern. Dabei besteht die Untergrund aus einem Stück, damit das Konstrukt in sich stabil bleibt und die jeweiligen Abstände eingehalten werden.

Ausgefahren werden die Holmen mit einer teleskopartigen Vorrichtung. Ist der Barren so eingestellt, dass ein Holmen wesentlich höher liegt als der andere, so spricht man vom Stufenbarren. Im Betrieb müssen beide Holmen waagrecht liegen, es ist also nicht möglich, eine Seite des Holmens höher oder niedriger einzustellen als die andere.

Turnhalle mit verschiedenen roten Turngeräten, vorne ein Barren
Turnhalle mit verschiedenen roten Turngeräten, vorne ein Barren

Deren Höhe: definiert durch den Code de Pointage

Im Wettkampfbetrieb definiert der so genannte Code de Pointage die Höhe der Holmen: Der obere Holmen muss eine Höhe von 246 Zentimetern aufweisen, der untere eine Höhe von 166 Zentimetern. Der Einstieg in den Barren erfolgt meist über den unteren Holmen.

Zur Sicherung der Sportler werden 20 Zentimeter dicke Matten unterlegt. Diese haben jedoch keinen Einfluss auf die Höhenmessung, da sie ab dem Boden erfolgt. Bei Bedarf besteht im Wettkampf die Möglichkeit, beide Holmen um je 5 cm zu erhöhen.

Während der Übungen hat der Sportler - meist eine Turnerin - lediglich Kontakt mit den Holmen. Ein Berühren der seitlichen Halterungen oder der sonstigen Trägerkonstruktion ist unerwünscht und wird komplett vermieden. Die Aufbauten des Barrens können also nicht in die Gestaltung der Übung mit einbezogen werden.

Der Russische Barren für Zirkus und Variete

Eine dem klassischen Barren verwandte, jedoch komplett anders eingesetzte Art von Sportgerät ist der Russische Barren. Er wird nicht im Wettkampfsport verwendet, sondern als Showelement im Zirkus und im Variete verwendet. Dabei zählt er zu den spektakulärsten, aber auch zu den gefährlichsten Attraktionen.

Aufbau

Der Russische Barren besteht aus einem einzelnen Holmen, der von zwei Trägern gehalten und geführt wird. In vielen Shows sind mehrere solcher Barren parallel im Einsatz, an denen dann synchron oder choreographisch geturnt wird.

Die Stange eines Russischen Barrens ist etwa 5 Meter lang. Ihr Querschnitt ist oval und misst in der Breite etwa 15 Zentimeter, in der Höhe etwa 5 Zentimenter. Im Unterschied zu den Holmen des klassischen Barrens sind die Holmen des Russischen Barrens sehr elastisch. Sie geben unter den Sprüngen des Turners nach und federn mit.

Anforderungen an die Turner

Die Turner auf dem Russischen Barren sind meist sehr leichtgewichtig, daher überwiegend Frauen. Die Träger dagegen müssen sehr kräftig sein.

Sie müssen nicht nur den Barren halten, indem sie ihn auf ihre Schulter auflegen, sondern auch durch eigene Bewegungen die Absprünge und Flüge des Turners unterstützen. Diese Bewegungen erfolgen zum größten Teil aus den gebeugten Oberschenkeln heraus und fordern eine sehr hohe Sprung- und Schnellkraft.

Bestandteile der jeweiligen Figuren

Beide Träger stehen jeweils am Ende des Barrens, das Gesicht einander zugewandt. Der Turner, der auch Flieger genannt wird, beginnt mit seinen Übungen in der Mitte des Barrens sitzend oder stehend. Viele Figuren finden auch im Handstand statt.

Mit dem Impuls der Sprungbewegung können

  • Salti
  • hohe Sprünge und
  • Flugrollen

vorgeführt werden. Die Figuren ähneln dabei sehr stark denen, die aus dem Trampolinsport bekannt sind.

Damit der Flieger sicher wieder auf dem Barren landen kann, müssen die Träger sehr flexibel auf Positionsänderungen reagieren können. Es erfordert die höchste Aufmerksamkeit, den Barren stets so zu führen, dass der Flieger wieder sicher darauf landen kann. Diese notwendigen Positionswechsel machen den Einsatz von Auffangmatten nahezu unmöglich, da die Träger sich über die Matten nicht frei bewegen könnten.

Die Darbietungen am Russischen Balken erfolgen also in den meisten Fällen ohne Sicherungen der Turner. Stürze haben hier oft schwerwiegende Folgen. Aus diesem Grund bleiben Darbietungen am Russischen Balken nach wie vor eine Seltenheit.