Soloklettern - Merkmale des Free Solos, Voraussetzungen und Varianten

Soloklettern, auch unter der Bezeichnung Free Solo bekannt, ist eine Extremsportart, bei der ein einzelner Kletterer eine bestimmte Kletterroute ohne die Verwendung von Hilfs- und Sicherungsmitteln bewältigt. Kletterer betrachten die Strecken als persönliche Herausforderung, wollen aber auch Aufmerksamkeit bei Zuschauern erregen. Eine gute Vorbereitung ist für diesen Sport unabdingbar. Lesen Sie über die Merkmale des Solokletterns und informieren Sie sich über wichtige Voraussetzungen.

Von Kai Zielke

Soloklettern - Merkmale und Voraussetzungen

Als Soloklettern bzw. Free Solo bezeichnet man im Bereich des Kletterns das Begehen einer Route im Alleingang; dabei wird auf technische Sicherungs- und Hilfsmittel verzichtet.

Das Soloklettern lässt sich als besondere Variante des Freikletterns bezeichnen. Bei diesem wird generell gesichert - allerdings nur, um die Sicherheit gewähren zu können, nicht jedoch als Kletterhilfe - sodass die beiden Begriffe nicht miteinander verwechselt werden dürfen.

Der Reiz bei wohl allen Extremsportarten liegt an der persönlichen Herausforderung. Man will

  • sich von der Leistung des Körpers überzeugen
  • Ängste überwinden
  • den Geist fordern.

Die meisten Extremsportler suchen aber auch nach der Aufmerksamkeit von Zuschauern, selbst, wenn diese nicht den größten Teil der Motivation ausmachen sollte. Anders ist es auch beim Soloklettern nicht.

Die zu überwindenden Hindernisse beim Klettern sind die eine Herausforderung. Die Faszination, die von der Natur ausgeht, das Eins-Sein-Wollen mit ihr macht den anderen Reiz am Soloklettern aus.

Der Sportler ist sich durchaus bewusst, dass er nur der Route und sich selbst vertrauen kann. Deswegen bereitet er sich entsprechend sorgfältig auf die Klettertour vor. Risiken und Todesgefahren werden bei der Streckenauswahl mit einkalkuliert.

Besondere Situationen mit entsprechender Gefahr

Zu den besonderen Situationen, denen der Kletterer sich aussetzt, zählen unter anderem Deep-Water-Kletterabschnitte, die an Felswänden direkt über dem Wasser entlang führen (am Ende dieses Artikels gehen wir noch genauer auf diese Variante ein). Ihre Höhe beträgt 25 Meter und mehr.

Aus Sicherheitsgründen müssen diese Wände senkrecht aufragen, sofern sie nicht gar einen Überhang besitzen. Der Wasserstand muss eine ausreichende Tiefe besitzen.

Gefahren, wie Felsvorsprünge unterhalb der Wasserfläche dürfen nicht vorhanden sein. Die Motivation, einen solchen Streckenabschnitt zu absolvieren, dürfte in der besonderen Gefahr liegen.

Der Kletterer entscheidet frei darüber, wann, wie und auf welcher Höhe er klettern wird. Kletterer sind also völlig weisungsunabhängig.

Wer sich der Gefahren bewusst wird, die das Leben auslöschen können, der lebt intensiver. Intensiver zu leben bedeutet nicht, sich täglich in Todesgefahr zu begeben.

Man lernt, sich an den kleinen Dingen des Alltags zu erfreuen, man setzt Prioritäten. Solokletterer sind Menschen, die, obwohl sie einen Extremsport betreiben,

  • nachhaltiger
  • gründlicher
  • intensiver

leben. Letztendlich geht es aber auch beim Soloklettern darum, die Aufmerksamkeit von Zuschauern zu erregen. Schließlich ist das Klettern kein besonders lukrativer Sport, bei dem extrem viel Geld zu verdienen ist. Doch gäbe es das öffentliche Interesse nicht, wüsste kaum jemand um diese faszinierende Sportart.

Gute Vorbereitung ist das A und O beim Soloklettern

Das Soloklettern ist eine Sportart, bei welcher Kondition, Technik und mentale Kraft gefragt sind. Deswegen betreiben Kletterer ein regelmäßiges und sehr ausgewogenes Training, das alle drei Bereiche umfasst.

Erst gesichert klettern! Bevor man ungesichert losklettert, müssen die Basiselemente sitzen:

  • Greifen und Treten
  • Zug-Durchführung
  • Spannungsauf-/-abbau

Training

Natürlich muss jeder Kletterer gewisse körperliche Voraussetzungen mitbringen, wenn er mit dem Training beginnt.

  • Schwindelfreiheit und gesundheitliche Fitness gehören dazu.
  • Zum anderen sollte er kein Übergewicht besitzen, schließlich muss er sein eigenes Körpergewicht unter extremen Voraussetzungen tragen können.
  • Arm- und Fingerkraft sind gefragt.

Diese Muskelpartien sind ohnehin die wichtigsten, die der Kletterer beansprucht, weshalb er sie besonders intensiv trainiert. Geräte werden nur selten benutzt,

  • ein entsprechendes Hangeln
  • ein- und beidarmiges Hängen und
  • Klimmziehen mit und ohne Entlastung

sind ebenso effektiv wie das Trainieren von Liegestützen. Das Soloklettern ist eine Sportart, die individuell gestaltet wird. Dies setzt auch eine spezifische Gestaltung des Trainings voraus. Der Kletterer wird selbst seine Grenzen ausloten, das Training stets abwandeln und neu kombinieren, damit es zu keinerlei Gewöhnungseffekten kommt.

Beweglichkeit

Natürlich ist beim Klettern auch die Beweglichkeit gefragt. Gymnastische Übungen in Kombination mit der Dehnung einzelner Muskelpartien fördern diese erheblich. Dabei gibt es unterschiedliche Dehnmethoden.

Eine davon ist das zähe Dehnen. Dazu geht der Sportler in die extreme Dehnungsstellung, die er zwischen 20 bis 30 Sekunden lang hält.

Anschließend wird noch einmal nachgedehnt und die Position noch einmal 10 Sekunden gehalten. Erst dann wird die Dehnung langsam abgebaut.

Die Technik des Kletterns erlernt der Sportler natürlich im gesicherten Zustand. Nur sehr erfahrene Kletterer führen das Soloklettern aus.

Es gibt verschiedene Basiselemente, die dem Kletterer in Fleisch und Blut übergegangen sein müssen, bevor er sich an extreme Herausforderungen wagt. Dazu zählen unter anderem

  • das Greifen und Treten
  • das Durchführen eines Zuges
  • Spannungsauf- und -abbau.

Mentales Training

Hinzu kommt das mentale Training, das den Kletterer die Angst überwinden lässt und ihn beim Klettern vor unvorsichtigen Reaktionen und Abstürzen bewahrt. Grundvoraussetzung für das mentale Training ist die Auseinandersetzung des Kletterers mit sich selbst.

Dabei schätzt der Sportler seinen tatsächlichen Trainingsstand ein; er wird sich seiner Ängste bewusst und lernt, diese abzubauen. Außerdem übt er, in riskanten Situationen die Ruhe zu bewahren und seine innere Mitte zu finden. Nicht umsonst betreiben viele Solokletterer ein regelmäßiges Yogatraining.

Eine besondere Herausforderung stellt die Variante des Deep Water Soloings dar...

Deep Water Soloing - Soloklettern an Klippen

Deep Water Soloing ist eine Art des Freikletterns im Alleingang, bei dem die Strecke über dem Wasser entlang führt. Die mindestens senkrechten, besser überhängenden Klippen können eine Höhe von über 25 Metern aufweisen. Auf technische Hilfsmittel wird beim Deep Water Soloing verzichtet.

Im Alleingang zu klettern, bedeutet für Sportler Unabhängigkeit. Ohne technische Hilfsmittel und Sicherheitsausrüstung an steilen bis überhängenden Klippen unterwegs zu sein, bedeutet Freiheit pur. Nicht selten besitzen Kletterwände beim Deep Water Soloing Höhen von 25 Metern und mehr.

Der Kletterer ist aber nicht an sie gebunden; er kann sich Meter für Meter vorwärts tasten. Er bestimmt, wie hoch es hinaus geht beziehungsweise wie tief er beim Absturz fällt.

Wasser als Crashpad

Das Crashpad stellt das unter ihm befindliche Wasser dar, das natürlich eine ausreichende Tiefe besitzen muss, damit das Verletzungsrisiko möglichst gering ist. Wenn der Kletterer fällt, ist das Eintauchen ins Wasser für ihn ein Erlebnis, obwohl man die Gefahr von Strömungen niemals unterschätzen sollte. Selbst wenn der Kletterer die Route noch so gut kennen sollte, empfiehlt es sich, immer eine Sicherheitsperson dabei zu haben.

Und auch das Fallen beziehungsweise das Eintauchen will gelernt sein, ansonsten kann es schmerzhaft werden. Doch für gewöhnlich sind sich Kletterer dieser Gefahren durchaus bewusst, genau diese sind es nämlich, die den Reiz an der Sportart ausmachen.

Sicherheit geht vor: Auch der erfahrenste Kletterer sollte immer mit einer Sicherheitsperson unterwegs sein!

Wobei der Reiz der Natur beim Deep Water Soloing nicht unterschätzt werden soll. Es hat schon etwas von Anziehungskraft, so ganz auf sich selbst gestellt allen Urkräften ausgesetzt zu sein. Einige Menschen werden sicher nicht verstehen können, weshalb Kletterer gerade auf den härtesten Strecken die höchste Verbundenheit mit der Natur empfinden.

Doch im Vergleich dazu gibt es genügend Menschen, die ihre Hände so tief wie möglich in Gartenerde stecken, nur, um ähnlich zu fühlen. Der Kletterer ist ein Mensch, der sehr intensiv lebt und der sich seiner Gefahren stets bewusst ist.

Außerdem bereitet sich ein Deep-Water-Kletterer ausreichend auf seine Touren vor. Er stimmt sich mit einer Sicherheitsperson ab, er informiert sich über die Strecke, bis ihm alle Einzelheiten in Fleisch und Blut übergegangen sind. Und er macht sich nur dann auf den Weg, wenn er sich tatsächlich fit fühlt.

  • Catherine Destivelle Solo durch große Wände, As Verlag, Zürich, 2005, ISBN 3909111130

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