Bedeutende Fußballturniere für Nationalmannschaften

Damit sich die Fußballmannschaften innerhalb eines Kontinents untereinander messen können, kommt es in regelmäßigen Abständen zur Organisation von entsprechenden Turnieren. Am wichtigsten ist hierbei wohl die Weltmeisterschaft, die alle vier Jahre ausgetragen wird. Informieren Sie sich über die bedeutendsten Fußballturniere für Nationalmannschaften.

Von Jens Hirseland

Die Weltmeisterschaft

Die höchste Gewichtung kommt natürlich der alle vier Jahre ausgetragenen Weltmeisterschaft zu. Hier treffen die besten Mannschaften aller fünf Kontinente aufeinander. Wer hierbei triumphiert, gehört zweifelsohne zu den ganz großen Mannschaften. Spieler werden wie Helden verehrt, der Ruhm kennt keine Grenzen.

Doch nicht jedem Land ist es vergönnt, die Krone der Welt tatsächlich zu erringen. Die Konkurrenz ist groß, die jeweiligen Spielsysteme, die sich in den kleinsten Faktoren unterscheiden, - zu denen auch das Glück zählt - können einen Einfluss auf das Abschneiden im Wettbewerb mit sich bringen.

Daher wird das Turnier auch nicht nur von Toren und Triumphen begleitet, sondern stets auch in Tränen ertränkt. Doch wer dann den Weltmeisterpokal einmal in die Höhe recken darf, dem ist der Eintrag in die Geschichtsbücher sicher.

Grosse Emotionen bei Fußball-Weltmeisterschaften bei Groß und Klein

  • Weibliches Auge mit Pupille in Deutschlandfarben

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  • Deutschlandflaggen in einer Menschenmenge

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  • Zuschauer, Fußballfans im Stadion

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  • Kleiner Junge mit Fußballtrikot liet auf Rasen, Deutschlandfan

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Die Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaft

Alle vier Jahre werden vom Weltfußballverband FIFA die Fußball-Weltmeisterschaften veranstaltet. Noch vor den Olympischen Spielen gilt die Fußball-WM als bedeutendstes Sport-Turnier der Welt. Die erste WM wurde im Jahre 1930 ausgetragen.

Das erste Nationalspiel

Im späten 19. Jahrhundert wurde Fußball als Sportart zunehmend populärer, sodass immer mehr Nationalverbände und Nationalmannschaften ins Leben gerufen wurden. Als erstes Spiel zwischen Nationalteams gilt die Begegnung Schottland-England im Jahr 1872.

1904 kam es in Frankreich schließlich zur Gründung des internationalen Weltfußballverbandes FIFA und schon ein Jahr später wurde der Vorschlag gemacht, eine Fußball-Weltmeisterschaft auszurichten.

Fußball als Showeinlage der Olympischen Sommerspiele

Obwohl man sogar schon einen Spielplan zusammenstellte und die Schweiz als Ausrichter fungieren sollte, wurde das Vorhaben nicht in die Tat umgesetzt. Stattdessen dienten die Olympischen Sommerspiele als Ersatz für eine Weltmeisterschaft. Allerdings waren die Verantwortlichen der Spiele nicht sonderlich vom Fußball begeistert, den sie eher als Showeinlage betrachteten.

Ein erstes richtiges Weltturnier waren die Olympischen Sommerspiele 1924 in Paris, an denen erstmals auch ein Fußball-Team aus Südamerika teilnahm. Ein Problem stellte jedoch die Amateurregel des IOC dar. Dies hatte zur Folge, dass viele Teams ihre Teilnahme absagten. Daher fasste die FIFA 1929 den Entschluss endlich eigenständige Weltmeisterschaften durchzuführen.

Die Fußball-Weltmeisterschaft gibt es seit 1929
Die Fußball-Weltmeisterschaft gibt es seit 1929

Die erste Fußball-WM

So fand vom 13.-30. Juli 1930 die erste Fußball-WM im südamerikanischen Uruguay statt. Zu den 13 Teilnehmern gehörten:

  1. Uruguay
  2. Argentinien,
  3. Brasilien,
  4. Chile,
  5. Bolivien,
  6. Peru,
  7. Paraguay,
  8. Frankreich,
  9. Belgien,
  10. Rumänien,
  11. Jugoslawien,
  12. Mexiko und
  13. die USA.

Erster Fußball-Weltmeister wurde die Mannschaft aus Uruguay, die Argentinien mit 4:2 schlug. Da die WM erfolgreich verlief, wurde das Turnier nun alle vier Jahre ausgetragen. 1934 wählte man mit Italien einen europäischen Austragungsort aus. Erstmals nahm auch Deutschland an einer Fußball-WM teil, das den dritten Platz belegte. Den Titel sicherte sich Gastgeber Italien.

Nachdem die dritte WM 1938 in Frankreich ausgetragen wurde, konnte das für 1942 geplante Turnier wegen des 2. Weltkrieges nicht stattfinden. So dauerte es bis 1950, bis wieder in Brasilien eine Fußball-Weltmeisterschaft ausgespielt werden konnte.

Zahlreiche Veränderungen

Im Laufe der Jahre änderte sich der Spielmodus mehrfach. In der heutigen Zeit findet zunächst eine Vorrunde statt. Ab dem Achtelfinale wird dann im K.o-System bis zum Finale weitergespielt. Auch die Zahl der Teilnehmer veränderte sich mehrfach. Waren es bis 1978 16 Nationen, durften 1982 bereits 24 Nationalmannschaften antreten. Seit 1998 können 32 Teams an der Fußball-WM teilnehmen.

Die Auszeichnungen bei einer Fußball-WM

Wenn alle vier Jahre die Endrunde einer Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wird, spielen die teilnehmenden Mannschaften in erster Linie um den FIFA-WM-Pokal. Jedes Weltmeisterteam bekommt von der FIFA diese Trophäe. Darüber hinaus erhalten die Spieler der Weltmeistermannschaft eine Goldmedaille, während die Mannschaft des Vize-Weltmeisters mit der Silbermedaille ausgezeichnet wird. Die drittplatzierte Mannschaft bekommt die Bronzemedaille.

Neben Pokal und Medaillen werden aber auch noch zusätzliche Auszeichnungen am Ende eines Turniers vergeben.

Goldener Ball

Der Goldene Ball ist eine spezielle Auszeichnung, die an den besten Spieler eines WM-Turniers geht. Dazu werden vom Weltfußballverband FIFA zehn Spieler nominiert, die von den Repräsentanten der Medien gewählt werden können. Der Goldene Ball wird schließlich dem Spieler mit den meisten Stimmen verliehen. Aber auch der Zweitplatzierte und der Drittplatzierte werden mit dem Silbernen und dem Bronzenen Ball ausgezeichnet.

Erstmals vergeben wurde die Auszeichnung 1982 bei der WM in Spanien, wo sie an den Italiener Paolo Rossi ging.

Als bislang einziger deutscher Spieler erhielt Oliver Kahn bei der WM 2002 in Japan und Südkorea den Goldenen Ball.

Goldener Schuh

Ebenfalls seit 1982 gibt es den Goldenen Schuh, der an den Torschützenkönig einer WM-Endrunde geht. Auch diese Auszeichnung bekam erstmals Paolo Rossi. 2006 in Deutschland und 2010 in Südafrika erhielten mit Miroslav Klose und Thomas Müller zwei deutsche Akteure den Goldenen Schuh.

Goldener Handschuh

Den Goldenen Handschuh gibt es seit 1994. Mit ihm wird der beste Torhüter eines WM-Turniers ausgezeichnet. Erstmals erhielt ihn der Belgier Michel Preud'homme. 2002 wurde der deutscher Torhüter Oliver Kahn mit dem Goldenen Handschuh ausgezeichnet. 2014 folgte ihm Manuel Neuer.

Bester Junger Spieler

Die Auszeichnung Bester Junger Spieler gibt es erst seit der WM 2006. Sie wird an einen Spieler verliehen, der nicht älter als 21 Jahre ist und zum ersten Mal an einer WM-Endrunde teilnimmt. Zu den Bewertungskriterien gehören Fairplay und technisches Können. Bester Junger Spieler der WM 2006 war Lukas Podolski. Vier Jahre später wurde Thomas Müller ausgezeichnet.

Fair-Play-Auszeichnung

Der FIFA Fair Play Award wird seit 1978 vergeben und geht an die fairste Mannschaft des Turniers. Dabei werden jedoch nur Teams berücksichtigt, die über die Vorrunde hinauskommen. 1974 ging dieser Award an die BR Deutschland.

Man of the Match

Seit 2006 ermittelt man für jedes Endrundenspiel den besten Spieler. Bei der WM 2010 erfolgte die Abstimmung per Internet. Bei der WM 2014 wurde Mario Götze mit diesem Preis ausgezeichnet, der das Siegtor im Finale schoss.

An der Fußball-WM sind neben dem Pokal diverse andere Auszeichnungen zu holen
An der Fußball-WM sind neben dem Pokal diverse andere Auszeichnungen zu holen

Die Europameisterschaft

Das zweithöchste Ereignis im Ranking aller Turniere kommt der Europameisterschaft zu. sie ist die Kontinentalmeisterschaft Europas. Ihr Wert ist deshalb so relevant, weil die Leistungsdichte der teilnehmenden Mannschaften auf einem weltweit nicht mehr erreichten Niveau angesiedelt ist.

Nationen wie Spanien, England, Frankreich, Deutschland oder Italien gehörten stets zu den Besten auf dem Erdball. Treffen sie in einer Meisterschaft aufeinander, so gibt es beinahe keine Außenseiter und keinen echten Favoriten.

Der Weg zum Titel ist lang und schwierig. Spanien und Deutschland gingen ihn aber in der Vergangenheit mit dem größten Erfolg: Beide Mannschaften konnten die europäische Krone gleich drei Mal gewinnen. Die Südeuropäer schafften es jedoch als einzige Nation, ihren Titel auch zu verteidigen.

Die Geschichte der EM

Ebenfalls zu den bedeutendsten Sport-Ereignissen weltweit zählt in der heutigen Zeit die UEFA-Europameisterschaft, die sich im internationalen Vergleich eher als Spätentwickler bezeichnen kann. Während es auf anderen Kontinenten bereits Meisterschaften zwischen verschiedenen Landesverbänden gab, spielte man in Europa erst ab den 1950er Jahren mit dem Gedanken daran, da man sich mit verschiedenen Meinungen und Interessen konfrontiert sah und den Beliebtheitsgrad der anerkannten FIFA-Weltmeisterschaft nicht beeinträchtigen wollte.

Ein Vorstoß aus Frankreich traf auf das offene Ohr des ersten UEFA-Generalsekretärs und früheren Generalsekretärs des Französischen Fußballverbandes. Er unterstützte den Vorschlag, in der Wochenmitte am Abend Heim- und Auswärtsspiele gegen denselben Gegner stattfinden zu lassen. Der Spatenstich für eine Europameisterschaft war damit 1954 - im Gründungsjahr der UEFA - gesetzt und wurde bereits nach der ersten UEFA-Versammlung in Basel durch Henri Delaunay zu Papier gebracht. Nachdem Einigung über die Gründung des Turniers erzielt worden war, wurde es zu seinen Ehren Henri-Delaunay-Pokal genannt.

Das erste offizielle EM-Spiel wurde am 28. September 1958 im Zentralstadion von Moskau ausgetragen. An diesem ersten Turnier, welches 22 Monate (von 1958 bis 1960) dauern sollte, nahmen insgesamt 17 Nationen teil.

Die UEFA-Fußball-Europameisterschaft wird heute alle vier Jahre vom europäischen Fußballverband UEFA organisiert. Während die ersten beiden Turniere 1960 und 1964 noch unter dem Namen Europapokal der Nationen ausgetragen wurden, erklärte die UEFA im Jahr 1966 den Wettbewerb offiziell zur Fußball-Europameisterschaft. Mit jeweils drei Titeln dürfen sich derzeit Deutschland und Spanien Rekord-Europameister nennen.

Awards für herausragende Leistungen

Nach dem Vorbild der Fußball-Weltmeisterschaft erhält bei jeder Endrunde der Europameisterschaft jeweils jener Spieler einen Award, der die meisten Treffer für sein Team erzielen konnte. Kommt es zu einem Gleichstand, so werden zusätzlich die Spielzeit und die Torvorbereitungen berücksichtigt. Bisher konnte noch kein Spieler zwei Mal den "Goldenen Schuh" bei einer EM gewinnen. Deutsche Spieler die sich diesen Preis verdienten sind:

  • Gerd Müller,
  • Dieter Müller,
  • Klaus Allofs und
  • Karl-Heinz Riedle.

Spieler, die nicht älter als 22 Jahre als sind, haben bei der Europameisterschaft eine zusätzliche Motivation. Die aufstrebenden Talente kämpfen darum, als bester Junger Spieler des Turniers ausgezeichnet zu werden.

Die Fußball-EM mit sehr hohem Leistungsniveau
Die Fußball-EM mit sehr hohem Leistungsniveau

Die Olympischen Spiele

Sind sie in anderen Sportarten das höchste Ziel, so kommt den Olympischen Spielen im Fußball nur ein begrenzter Wert zu. Das hat vorrangig damit zu tun, dass die Teilnahme der Profis viele Jahrzehnte lange untersagt war. Da das Turnier jedoch damit unattraktiv wirkte, einigte man sich in den 90er Jahren darauf, nur noch solche Spieler zuzulassen, die das 23. Lebensjahr nicht überschritten hatten.

Zudem darf jede Mannschaft um drei ältere Akteure ergänzt werden.

Das Kräftemessen der weltweit stärksten Kicker bleibt somit aus, dennoch wird die olympische Medaille gerade von den jüngeren Spielern noch immer sehr verehrt. Den Status der Weltmeisterschaft kommt ihr aber nicht zu.

Die kontinentalen Meisterschaften

Auf jedem Kontinent werden eigene Titel vergeben. Solche Wettbewerbe finden ähnlich wie die Europameisterschaft statt, wobei das Niveau der mitwirkenden Nationen meist deutlich geringer ist. Dennoch kann etwa die Copa América, also die Meisterschaft Südamerikas, einen ganz besonderen Stellenwert vor Ort erreichen.

Auch die Spiele in Afrika und Asien werden von einem großen und vor allem begeisterten Publikum verfolgt. Nicht selten herrscht der Ausnahmezustand, wenn die Kicker den Rasen betreten und der Schiedsrichter die Partie mit einem Pfiff eröffnet. Darin liegt aber auch die Faszination solcher Turniere, bei denen mitgefiebert, mitgejubelt und oft auch mitgeweint wird.

Copa América (Südamerika)

Über lange Jahre hinweg galt die Copa América als das vielleicht stärkste kontinentale Turnier. Nationen wie Brasilien, Uruguay oder Argentinien rangen um die südamerikanische Krone. Die Spiele wurden in den größten Stadien der Welt ausgetragen, begeisterter Jubel empfing die Kicker. Daran hat sich in den letzten Jahren allerdings einiges geändert - der Wert des Turnieres ist gesunken.

Ein traditionsreicher Wettbewerb

Bereits im Jahre 1916 wurde die Copa erstmalig ausgetragen. Und somit zu einer Zeit, da sich gerade in Europa die nationalen Verbände in der Gründungsphase befanden, viele Vereine noch auf den Dorfplätzen spielten und eine übergeordnete Organisation nicht ansatzweise zu erkennen war.

In diese Epoche wurde in Südamerika auf - für damalige Verhältnisse - höchstem Niveau agiert. Die Teams besaßen Ordnung und Struktur, es gab erste Ligen und Pokalwettbewerbe für die Vereine und es zeichnete sich bereits eine Art Kult um einzelne Spieler ab. Verhältnisse also, die auf vielen anderen Kontinenten erst im Laufe der 30er, 40er oder 50er Jahre eintreffen sollten und die in Südamerika doch schon so lange bekannt waren.

Die Copa America als südamerikanische Kontinentalmeisterschaft
Die Copa America als südamerikanische Kontinentalmeisterschaft

Geschichte und Geschichten

Ausgetragen wird die Copa durch die Südamerikanische Fußball-Konföderation (CONMEBOL), die im Jahre 1916 gegründet wurde und im selben Jahr bereits das erste Turnier stattfinden ließ. Dem Verband sind alle südamerikanischen Nationalmannschaften unterstellt. Dennoch fanden die ersten Wettbewerbe beinahe ausschließlich in

  • Uruguay,
  • Brasilien oder
  • Argentinien

statt. Jenen drei Ländern also, die zum Beginn des 20. Jahrhunderts nicht nur auf dem Kontinent als besonders stark galten, sondern die auch im weltweiten Vergleich unangefochten waren. Sie erwiesen sich in dem Spiel mit dem Ball als besonders wendig und trickreich, agil und robust zugleich. Natürlich hingen für die anderen Teams in der Copa die Trauben besonders hoch, wenn sie auf einen der drei Kandidaten trafen.

Wechselnde Bedingungen

An der Copa lässt sich indes auch sehr gut der Werdegang des Fußballs im Allgemeinen erkennen. So wurde das Turnier in der ersten Zeit beinahe jährlich ausgetragen, statt wie heute im Rhythmus aller vier Jahre stattzufinden. Ebenso wurde auch nicht auf das mittlerweile bevorzugte System aus einer Gruppenphase mit anschließender KO-Runde gesetzt, sondern die Teams mussten im Ligabetrieb gegeneinander antreten.

Natürlich war dieser Prozess sehr aufwendig und bevorzugte eher solche Mannschaften, die ohnehin besonders stark waren. Erst im 15. ausgetragenen Wettbewerb kam es somit auch zu einem Sieger, der nicht aus Argentinien, Brasilien oder Uruguay stammte: Peru sicherte sich 1939 überraschend die Krone.

Vollständige Dominanz

In dem Gewinn Perus lag aber auch die Bestätigung dafür, dass kleinere Nationen in der Copa nahezu chancenlos sind. Gleich 37 Titel konnte das große Trio auf sich vereinen. Alle anderen Länder errangen zusammengenommen lediglich sechs Meisterschaften. Die Copa América gilt daher zwar als traditionsreich, aber wenig attraktiv für das weltweite Publikum. Denn wer will schon ein Kräftemessen beobachten, bei dem die Auswahl möglicher Sieger denkbar gering ist?

Dennoch zählt das Turnier zu den wichtigsten seiner Art auf der Welt, woran sich auch in den kommenden Jahren vermutlich wenig ändern dürfte.

Afrikameisterschaft (Afrika-Cup)

Hierzulande weitgehend unbekannt ist der Afrika-Cup. Auf dem Kontinent selbst herrscht jedoch der Ausnahmezustand, wenn der Ball rollt. Dort wird der Sport noch auf traditionsreiche Art gelebt und mit manchem dunklen Ritual zu beeinflussen versucht.

Aller Anfang ist schwer

Der Afrika-Cup als afrikanische Kontinentalmeisterschaft
Der Afrika-Cup als afrikanische Kontinentalmeisterschaft

Als der Afrika-Cup im Jahre 1957 erstmals ausgetragen wurde, da war das Interesse der Zuschauer nahezu grenzenlos. Die Euphorie über eine kontinentale Meisterschaft entfaltete sich schlagartig. Einzig die teilnehmenden Teams wollten dabei nicht so recht mitspielen: So gab es in den ersten beiden Wettbewerben jeweils nur drei Nationen, die sich für den Cup gemeldet hatten. Kaum war das Spektakel begonnen worden, da endete es bereits.

Doch im Laufe der Jahre und Jahrzehnte sollte sich daran einiges ändern. Der Kult des runden Balles überzog den gesamten Kontinent. Auch, wenn das sportliche Niveau nicht immer sehr hoch is, gelten die Spiele noch heute als

  • sehr bunt,
  • frenetisch und vor allem
  • friedlich.

Die große Unbekannte

Gerade aus europäischer Sicht wirkt das Turnier aber nicht immer attraktiv. Denn wer kann schon spontan den Kader von Gabun und Uganda nennen, die Erfolge von Malawi und Mosambik aufzählen oder die mannschaftliche Stärke Ruandas und Botswanas erläutern? Der Afrika-Cup ist für uns zumeist gänzliches Neuland, bei dem sich viele unbekannte Faktoren einstellen.

Dazu gesellt sich der Umstand, dass manchen Teams und Spielern nicht zwingend der Profistatus zuerkannt werden kann, handelt es sich doch nicht selten um Akteure, die aus sehr einfachen Verhältnissen stammen, die eine Laufbahn über Jugend- und Auswahlmannschaften nicht kennen und die auch im besten Alter den Fußball eher als Hobby oder Nebenverdienst sehen.

Mannschaften westlicher Prägung

Es verwundert daher nicht, dass der Wettbewerb eher von solchen Teams dominiert wird, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte eher dem Vorbild westlicher Vereine angeglichen haben: Ägypten etwa oder die Elfenbeinküste. Sie setzten zumeist nicht auf einheimische Trainer und Funktionäre, sondern holten sich das Wissen aus Europa oder Südamerika.

Damit kreierten sie neue Standards hinsichtlich der Spielsysteme und der Organisation, im Konditions- und Taktiktraining sowie im muskulären Aufbau der Spieler. Der Fußball wurde professioneller, ohne jedoch seine Kultur zu verleugnen. Noch immer sind vielen afrikanischen Mannschaften diese unterschiedlichen Prägungen anzumerken, die den Afrika-Cup aber nicht zuletzt deshalb auch zu etwas ganz Besonderem werden lassen.

Der Zuspruch sinkt

Allerdings lässt sich ebenso erkennen, dass der Cup derzeit zwar in viele Länder der Welt übertragen wird, das Interesse auf dem Kontinent selbst aber abnimmt. Etwa 15.000 Zuschauer betrachten im Durchschnitt ein Spiel im Stadion - eine Zahl, die in Deutschland auf besseres Zweitliganiveau hindeutet. Das liegt aber auch daran, dass der Cup alle zwei Jahre ausgetragen wird und damit bei vielen Fans eine Sättigung eingetreten ist.

Auch die drei in Folge errungenen Meisterschaften Ägyptens zwischen den Jahren 2006 und 2010 trugen zum Desinteresse bei. Umso größer war somit der Jubel im Jahre 2012, als Sambia die kontinentale Krone erringen und die Vorherrschaft der Ägypter durchbrechen konnte.

Der afrikanische Fußball befindet sich dennoch im Wandel.

Asienmeisterschaft (Asien-Cup)

Der asiatische Kontinent wird hinsichtlich des Fußballs gerne einmal als Entwicklungsland bezeichnet. Der erste Asien-Cup wurde jedoch bereits im Jahre 1956 ausgetragen - es handelt sich somit um die zweitälteste kontinentale Meisterschaft. Die Zukunft dürfte aber tatsächlich im Reich der Mitte liegen.

Revolutionäre Geschichte

Bemerkenswert am Asien-Cup ist gar nicht einmal zwingend, dass er früher als die Europameisterschaft ins Leben gerufen wurde. Vielmehr wies der Wettbewerb bereits in seiner Anfangsphase viele Standards auf, die noch heute weltweit beibehalten werden. Dazu zählt etwa der Vierjahresrhythmus, in dem es zur Austragung der Spiele kommt.

Auch die sich stets wechselnden Ausrichternationen waren etwas Neues, was etwa die Copa América über lange Jahre hinweg nicht kannte. Zwar begann auch die Asienmeisterschaft zunächst mit einem Ligasystem, bei dem alle Teams gegeneinander spielen mussten. Davon rückten die Organisatoren indes sehr schnell ab und führten den noch heute beliebten Modus der Gruppenphase und der KO-Runde ein.

Das Turnier gilt somit als fortschrittlich und als Vorreiter mancher im weltweiten Fußball übernommenen Idee.

Der Asien-Cup als asiatische Kontinentalmeisterschaft
Der Asien-Cup als asiatische Kontinentalmeisterschaft

Die großen Epochen

Keine andere kontinentale Meisterschaft ist so reich an Nationen, die eine Ära geprägt haben. So gewann Südkorea in den Jahren 1956 und 1960 die ersten beiden Titel in Folge. Dem Iran gelang zwischen 1968 und 1976 sogar der Hattrick: Alle drei Wettbewerbe wurden erfolgreich bestritten. Ein Erfolg, den keine andere Mannschaft wiederholen konnte. Selbst Saudi-Arabien mit insgesamt drei sowie Südkorea mit vier Titeln holten diese nicht in Serie.

Dennoch prägten auch die beiden Letztgenannten das Turnier auf ihre Weise, festigten sie ihre Vormachtstellung doch über anderthalb bis zwei Jahrzehnte. Sie erreichten damit eine Dominanz, wie sie etwa aus der Europameisterschaft unbekannt ist.

Keine große Bühne

Jedoch bleibt bei alledem auch die Erkenntnis, dass der Asien-Cup in der Größe seiner Ausrichtung nicht mit dem südamerikanischen oder europäischen Pendant vergleichbar ist. Der Zuschauerschnitt beim letzten Turnier im Jahre 2011 erreichte nicht ganz die Marke von 13.000 pro Spiel - zu wenig, um in der Gunst der Sponsoren zu steigen.

Der asiatische Fußball ist somit noch etwas unbekannt. Daran könnte sich künftig aber einiges ändern, entdecken doch vor allem viele große Vereine aus Deutschland und Spanien, England und Italien insbesondere die arabischen Länder des Kontinents für Testspiele und Trainingslager für sich. Auch damit wird das Niveau vor Ort steigen - der vierte Platz Südkoreas bei der Weltmeisterschaft 2002 mag dabei nur als erster Meilenstein gelten.

Die Zukunft liegt in Asien

Es wirkt zunächst eher sonderbar, wenn das Logo der Asiatischen Fußball-Konföderation die Zukunft des Fußballs auf dem asiatischen Kontinent sieht. Bei genauer Betrachtung gehören dem Reich der Mitte aber vielleicht doch die nächsten Jahre. So wird die Weltmeisterschaft 2022 in Dubai ausgerichtet, womit sich der Erfolg des Sportes auf dem Kontinent ausbreiten dürfte.

Viele der dort ansässigen Nationen sind ohnehin bestrebt, die erfolgreichen Konzepte und Taktiken aus anderen Ländern zu übernehmen, sie aber mit dem eigenen Wissen zu optimieren.

CONCACAF Gold Cup (Nord-, Mittelamerika und Karibik)

Keinem anderen Verband ist die positive Entwicklung im Fußball derart anzumerken wie Zentral- und Nordamerika. Nicht zuletzt die wachsende Popularität des Sports in Kanada und den Vereinigten Staaten entfachte die Begeisterung bei einem millionenfachen Publikum. Der Zuspruch und das sportliche Niveau steigen somit stetig.

CONCACAF Gold Cup als kontinetale Meisterschaft von Nord-, Mittelamerika und Karibik
CONCACAF Gold Cup als kontinetale Meisterschaft von Nord-, Mittelamerika und Karibik

So alt wie die Bundesliga

Die Nord- und Zentralamerikanische und karibische Fußballkonföderation (CONCACAF) gründete sich im Jahre 1961 und erlangte damit die Organisation über alle Mitgliedsstaaten. Dem Vorbild Südamerikas folgend wurden nur zwei Jahre später die ersten kontinentalen Meisterschaften ausgetragen. Das Jahr 1963 markiert somit ein wichtiges Datum, wurde zu genau jener Zeit doch auch die deutsche Bundesliga ins Leben gerufen.

Die Entwicklung aus den Kinderschuhen bis hin zum milliardenschweren Großereignis machten beide Wettbewerbe durch, wobei die Meisterschaft Nord- und Mittelamerikas anfangs ohne echte Zugpferde auskommen musste: In den 1960er Jahren waren die Vereinigten Staaten fußballerisch nicht mal ein Entwicklungsland. Der Sport existierte dort beinahe überhaupt nicht.

Aus der Not eine Tugend gemacht

Doch wie soll ein Turnier stattfinden, wenn die größte Nation trotz aller Bürgerdichte und wirtschaftlichen Stärke nicht teilnehmen will? Zunächst wurde somit der CONCACAF Nation's Cup ausgetragen. Nationen wie Costa Rica, Guatemala oder Mexiko dominierten ihn, ohne jedoch weltweiten Ruhm dafür zu erlangen. Im Gegensatz zur Copa América oder der Europameisterschaft war das Interesse an dem Wettbewerb sehr gering.

Das änderte sich jedoch, als Kanada ab 1977 und die Vereinigten Staaten ab 1985 in das Geschehen eingriffen. Der Fußball rollte nun auch in diesen beiden großen Nationen, wurde bekannter und beliebter und sorgte somit auch für eine höhere Attraktivität des Nation's Cups - der jedoch einige Reformen benötigte.

Der Gold Cup

Ab dem Jahr 1991 wurde der Gold Cup als Nachfolger des Nation's Cups eingeführt. Er findet alle zwei Jahre statt, basiert auf einem System bestehend aus einer Vorrundengruppe sowie einer KO-Runde und erwies sich in den letzten Jahren als Schwergewicht unter allen kontinentalen Meisterschaften.

Denn die Professionalisierung des Fußballs in Kanada und den Vereinigten Staaten sorgte für eine sehr hohe Leistungsdichte, die lediglich mit dem europäischen Turnier vergleichbar ist. Zwar ist das Niveau Nord- und Mittelamerikas noch immer nicht so hoch, wie es eingedenk aller zur Verfügung stehenden Möglichkeiten sein könnte.

Doch der Verband und das Turnier befinden sich auf einem guten Weg, das Optimum schon bald auszuschöpfen.

Die zwei großen Nationen

Im Gold Cup kommt es allerdings nur selten einmal zu jener Abwechslung, die sich die Zuschauer wünschen. So gab es in den elf bisher ausgetragenen Turnieren lediglich drei Sieger:

  • Einen Triumph holte Kanada,
  • die übrigen verteilten sich auf die USA und Mexiko, wobei Letztgenannte die Mehrzahl der Siege auf sich vereinte.

Mexiko ist turnierübergreifend - Nation's Cup plus Gold Cup - auch die erfolgreichste Nation des Verbandes und konnte die letzten beiden Wettbewerbe ebenfalls gewinnen. Dennoch sollte es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch die Vereinigten Staaten ihre Stärke entdecken und zu manchem Triumph nutzen.

Fußball-Ozeanienmeisterschaft (Ozeanien-Cup)

Sehr spät, nämlich erst im Jahre 1973 wurde der Ozeanien-Cup erstmalig ausgetragen. Er ist somit das letzte kontinentale Turnier, das sich in die Phalanx der anderen Ausrichter einreihte. Allerdings ist das sportliche Niveau ähnlich gering wie die Gunst der Zuschauer.

Fußball erzeugt wenig Begeisterung

Bei den Staaten der ozeanischen Fußball-Konföderation (OFC) handelt es sich ausnahmslos um solche Länder, in denen das runde Leder nicht allzu hoch im Kurs steht. Mögen wir darin den Volkssport Nummer eins sehen, so rangieren in den meisten Teilnehmerländern andere Leibesübungen deutlich höher in der Beliebtheit der Bürger. Das führt in der Folge dazu, dass der Nachwuchs im Fußball zu schlecht ausgebildet wird.

Die finanziellen und strukturellen Mittel fehlen, um eine gute Generation auf die Beine zu stellen. Lediglich in Neuseeland und Australien wird halbwegs versucht, ein international konkurrenzfähiges Level zu erreichen, was mehr oder weniger auch klappt. Aber auch dort blieben die internationalen Triumphe bislang aus.

Uneinigkeit über den Modus

Die geringe Attraktivität des Ozeanien-Cups hängt aber auch damit zusammen, dass sich die Veranstalter nicht darüber einig sind, wie ein solches Turnier denn eigentlich aussehen soll. So wurde der Wettbewerb zunächst im Abstand von zwei Jahren abgehalten. Mittlerweile finden die Spiele alle vier Jahre statt, aber es ist ungewiss, ob darin auch die Zukunft liegen wird.

Die niedrige Bedeutung des Turnieres lässt sich sehr gut auch an den wenigen Spielorten ablesen: Findet eine Europameisterschaft in sechs bis acht unterschiedlichen Stadien statt, so wird in Ozeanien selten mehr als eine Arena zur Verfügung gestellt. Wie soll da die Begeisterung aufkommen, die ein ganzes Land im Griff hat und die zur Ekstase der Massen führt? Auch in dieser Hinsicht besteht Nachholbedarf.

Zwei starke Nationen

Eigentlich verwundert es nicht, dass der Ozeanien-Cup gegenwärtig von lediglich zwei Teams dominiert wird. Mit Neuseeland und Australien handelt es sich dabei um jene beiden Nationen, in denen der Stellenwert des Fußballs noch einigermaßen nennenswert ist und nicht wehrlos hinter Pferderennen und Ähnlichem zurückstehen muss.

Beide Länder wechselten sich in den letzten Jahren immer ab, wenn es an die Vergabe des kontinentalen Titels ging. Nicht selten standen sie sich dabei auch im Endspiel gegenüber. Zuletzt wurden aber auch die kleineren Nationen stärker. So gewann Tahiti den letzten Ozeanien-Cup im Jahre 2012. Auch Kaledonien bricht in die Armada der dominanten Teams ein, ohne bislang jedoch erfolgreich gewesen zu sein.

Zeit des Wandels

Es ist gut erkennbar, dass sich auf dem ozeanischen Kontinent hinsichtlich des Fußballs einiges zum Besseren verkehrt. Auch die Zuschauerzahlen stiegen zuletzt an, befinden sich im weltweiten Vergleich aber immer noch auf dem letzten Platz aller kontinentalen Meisterschaften. Selten einmal wurden Spiele des Turnieres bislang in andere Nationen übertragen, aber daran soll sich dank neuer Fernsehverträge künftig einiges ändern.

Ob der Ozeanien-Cup aber jemals in der Gunst der Zuschauer deutlich ansteigen wird, bleibt abzuwarten. Dafür ist das Niveau des Wettbewerbes sowie seiner Teilnehmerstaaten noch zu gering.

  • Dietrich Schulze-Marmeling und Hubert Dahlkamp Die Geschichte der Fußball-Europameisterschaft, Die Werkstatt, 2008, ISBN 3895336181
  • Karl-Heinz Huba Fußball-Europameisterschaften 1960 - heute. Reportagen, Statistiken und Spitzenfotos, Copress, 2004, ISBN 3767908689
  • Waldemar Hartmann, Wolfgang Jost und Robert Kauer Titel, Tränen & Triumphe: Geschichte und Geschichten der Fußball-Europameisterschaften 1960 bis 2008, Bombus Media, 2007, ISBN 3936261660
  • Dietrich Schulze- Marmeling und Hubert Dahlkamp Die Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaft 1930 - 2006. Mit 130 Seiten extra zur WM 2006, Die Werkstatt, 2006, ISBN 3895335312
  • Karl-Heinz Huba Fussball Weltmeisterschaften 1930 bis heute: Reportagen, Statistiken und Spitzenfotos, Copress, 2009, ISBN 3767909677
  • Dietrich Schulze-Marmeling und Hardy Grüne Lexikon der Fußball-Weltmeisterschaften, Die Werkstatt, 2006, ISBN 3895335142
  • Philipp Kreutzer, Bernd Linnhoff und Michael Siedenhans Magische Momente der FIFA Fussball Weltmeisterschaften, Medienfabrik Gütersloh, 2006, ISBN 3981061144
  • Waldemar Hartmann und Günter Netzer und Robert Kauer Menschen, Tore & Sensationen. Geschichte und Geschichten. WM 1930-2006, Wero Press, 2002, ISBN 3980697371

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