Sportwissenschaft: Was ist so faszinierend am Fußball?

Von Frank Hertel
18. Juni 2012

Das Viertelfinale ist erreicht. Das Wetter ist herrlich. Das Fußballfieber steigt. Der Sportwissenschaftler Harald Lange vom Institut für Fankultur in Frankfurt erklärt, warum der Fußball uns so fasziniert.

Erstens: Der Fußball ist im Prinzip völlig bedeutungslos. Nur deswegen können wir uns in eine solche Euphorie steigern. In einer Paarbeziehung oder am Arbeitsplatz geschehen die bedeutungsvollen Dinge. Hier können wir unseren Gefühle nicht den gleichen freien Lauf lassen wie beim Fußball. Zweitens: Die Spielstruktur des Fußballs ist ganz einfach. Der Ball muss ins gegenerische Tor. Das versteht jeder. Selbst die Abseitsregel ist relativ einfach zu begreifen. Das heißt: Jeder kann mitreden. Drittens: Der Fußball ist unberechenbar. Man weiß nie, wie ein Spiel ausgeht. Elf Mann spielen gegen elf andere Männer. Es gibt Wahrscheinlichkeiten, aber im Prinzip ist alles möglich. Viertens: Im Fußball ist das Gemeinschaftsgefühl möglich. Wildfremde Menschen liegen sich nach einem Tor in den Armen. Man jubelt gemeinsam. Man trauert gemeinsam. Das Spiel gegen Portugal sahen 28 Millionen Deutsche vor dem Fernseher und sechs Millionen beim Public Viewing.

Lange sagt, dass der Fußball seit der WM 2006 in Deutschland in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Er rechnet damit, dass der Fußballsport in Zukunft noch größere Bedeutung gewinnen wird.