Copa Popular statt Fußball-WM - "Pokal des Volkes" in den Favelas von Rio de Janeiro

Von Ingo Krüger
10. Juni 2014

Für viele Brasilianer sind Eintrittskarten für die Spiele der Fußball-WM unerschwinglich. Sie können sich bei Durchschnittspreisen von umgerechnet 40 Euro einen Stadionbesuch nicht leisten. Zudem wurden allein in Rio de Janeiro fast 4800 Familien aufgrund des Stadionumbaus, wegen zahlreicher Verkehrsprojekte und aus Spekulationsinteressen aus ihren Wohnungen vertrieben und umgesiedelt.

Copa Popular - der Pokal des Volkes

Aus Protest gegen diese Maßnahmen und das Turnier haben Menschenrechtsorganisationen die "Copa Popular", den Pokal des Volkes, ins Leben gerufen. Auf dem Cinelândia-Platz im Zentrum von Rio fand der Testlauf des "ManiFests" statt, der Alternative zum Public Viewing der FIFA-Veranstaltung "Fanfest". Hier wurde nicht nur Fußball gespielt, Aktivisten des WM-kritischen "Comitê Popular da Copa" beanstandeten auch die Vereinnahmung des Sports durch die Politik. Sie wiesen auf Polizeigewalt hin, Obdachlose und geräumte Favela-Bewohner forderten am Mikrofon ihre Rechte ein.

Die "Copa Popular" in den Favelas von Rio sehen die Organisatoren nicht als Anti-WM. Sie prangern lediglich die Verschwendung von Steuergeldern an und monieren, dass die FIFA-WM ein Turnier für Reiche und Wohlhabende sei. Allein 400 Millionen Euro kostete der Kauf von "nicht-tödlichen" Waffen zum Einsatz gegen Demonstranten und von High-Tech-Überwachungssystemen. Doch Fußball sei seinem Wesen nach ein Mittel zur sozialen Integration, erklärte eine Teilnehmerin der "Copa Popular". Die WM aber stehe nicht allen Menschen offen.