Freiklettern - Merkmale des Freeclimbings, Tipps zur Vorbereitung und geeignete Kletterorte

Freiklettern bzw. Freeclimbing wurde in letzter Zeit zu einer Art Volkssport. Immer mehr Waghalsige und sportlich Begeisterte wagen sich auf Fels- und Hallenwände, ohne sich das Klettern durch diverse Seile erleichtern zu lassen. Erlaubt sind nur Sicherungsseile. Wer von Kletterhallen genug hat und Freiheit in der Natur erleben möchte, dem empfehlen wir Freeclimbing im Gelände. Informieren Sie sich über die Merkmale des Freikletterns und holen Sie sich Tipps zur Vorbereitung.

Von Cornelia Gschiel

Freiklettern - Generelle Merkmale

Jeder, der das Wort Freiklettern hört, denkt sich als Erstes, dass dies im Freien stattfindet. Doch gemeint ist eigentlich die Klettertechnik - das Fehlen von technischen Hilfsmitteln. Der Kletterer muss also extreme Fitness beweisen und die Fels- oder Hallenwand alleine durch seine eigene Kraft, mit Händen und Füßen, besteigen.

Beim Freeclimbing muss der Kletterer

  • überhängende Felsen
  • weit auseinanderliegende Griffe und Tritte und
  • weitere schwierige Passagen

überstehen. Außer Sicherungsseilen sind keine Seile erlaubt; die Fortbewegung erfolgt also ohne Hilfsmittel.

Kategorien und Schwierigkeitsgrade

Teil des Freikletterns sind das Sportklettern samt Bouldern, die traditionelle Variante des sächsischen Freikletterns sowie das Freiklettern im alpinen Klettersport. Hinzu kommen Formen, bei denen Haken und Seil genutzt werden dürfen, wenn auch nicht zum Klettervorgang, sondern um die Sicherheit zu gewährleisten.

Die Kletterroute kann mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden bewertet werden. Hauptsächliches Bewertungskriterium ist die so genannte Schlüsselstelle, der schwierigste Part der Route. Hierzulande konnte sich mehr und mehr die UIAA-Skaladurchsetzen - dabei werden Freikletterschwierigkeit sowie technische Schwierigkeit bewertet.

Zu den entsprechenden Stufen zählen:

  • I: geringe Schwierigkeiten - erforderliche Schwindelfreiheit, Hände werden zur Gleichgewichtsunterstützung gebraucht, notwendige Sicherung von Anfängern am Seil
  • II: mäßige Schwierigkeiten - Drei-Punkt-Haltung beim Klettern erforderlich
  • III: mittlere Schwierigkeiten - Klettern ohne Seilsicherung für geübte Kletterer möglich, Kraftaufwand bei senkrechten Stellen
  • IV: große Schwierigkeiten - Klettern schärferer Richtung, erhebliche Klettererfahrung ist nötig, ebenso mehrere Zwischensicherungen bei längeren Kletterstellen, Seilsicherung auch für erfahrene Kletterer notwendig
  • V: sehr große Schwierigkeiten - steigende Anzahl an Zwischensicherungen, höhere Anforderungen an Körperkraft und -beherrschung, Erfahrung und Klettertechnik, bei langen hochalpinen Routen dieser Stufe handelt es sich um sehr große Alpenunternehmungen
  • VI: überaus große Schwierigkeiten - nötig sind hervorragender Trainingsstand und überdurchschnittliche Fähigkeiten, Bezwingung dieser Passagen nur bei guten Bedigungen, häufiges Pausieren
  • VII: außergewöhnliche Schwierigkeiten - auch bei besonderem Klettertalent bedarf es ein Training, welches an das Gestein angepasst ist, Beherrschung besonderer Sicherungstechniken
  • VIII und mehr: keine wörtliche Beschreibung
Aufnahme von oben: Mann klettert gesichert Steinwand hoch
Aufnahme von oben: Mann klettert gesichert Steinwand hoch

Voraussetzungen und Tipps zur Vorbereitung

Bevor Sie sich an Routen und Parcours für Fortgeschrittene heranwagen, sollten Sie zumindest einen Kletterkurs unter Aufsicht besucht und außerdem viele Kletterstunden - in der Halle und im freien Gelände - absolviert haben. Sie sollten auch in Gefahrensituationen die Ruhe bewahren und sich aus jeder noch so kniffligen Lage befreien können.

Einen Parcours für Fortgeschrittene sollten Sie immer mit einer zweiten Person bewältigen. Diese kann Sie sichern und Ihnen so im Notfall das Leben retten.

Ihre Muskeln, Sehnen und Knochen sollten bereits an intensives Klettern gewöhnt sein. Außerdem ist es wichtig, dass Sie gewisse Bewegungsabläufe bereits automatisiert haben, bevor Sie sich an eine schwierige Route wagen.

  • Hand an Karabinerhaken an Fels, Klettern

    © Hannes Tietz - www.fotolia.de

  • Mann beim Bouldern, Nahaufnahme der rechten Hand an einem Haltegriff auf der Kletterwand

    © industrieblick - www.fotolia.de

  • Frau an Kletterwand in Kletterhalle

    © Kzenon - www.fotolia.de

Gute Körperliche Verfassung

Freeclimbing - Freiheit in der Natur erleben - dies wollen immer mehr Menschen. Seien Sie sich jedoch bewusst, dass Freiklettern zu den eher gefährlichen Sportarten gehört, da man eine sehr gute körperliche Verfassung - Fitness und Kondition - benötigt, um eine Route sicher zu überstehen.

Magnesiapulver

Für schwierige Routen ist es nützlich, einen Magnesiasack beim Klettern bei sich zu tragen. Denn durch die schwere körperliche Anstrengung werden über kurz oder lang auch Ihre Hände zu schwitzen beginnen.

Mit dem Magnesiapulver vertreiben Sie den Schweiß und können wieder sicher zugreifen. Dies ist besonders beim Freeclimbing für Fortgeschrittene äußerst wichtig.

Klettertechnik sicher beherrschen

Trainingstipp: Man sollte seine Technik zunächst an einfacheren Klettersteigen perfektionieren, bevor man sich an schwierigere Routen heranwagt!

Wenn Sie sich also bezüglich Ihrer Klettertechnik noch nicht ganz sicher sind, ist definitiv von sehr schwierigen Routen abzuraten, da Sie leicht in Gefahr geraten können. Wir empfehlen Ihnen, noch einige Monate zu trainieren und eventuell einen Trainer aufzusuchen, der Ihnen Ihre Fehler erklärt und Ihnen dabei hilft, diese auszubessern.

Wichtig ist, dass Sie beim Training nicht ständig am Limit sind, da mit schwindender Kraft auch Ihre Technik schwindet. Klettern Sie lieber weniger schwierige Routen und konzentrieren Sie sich intensiv auf Ihre Technik und Koordination, dann werden Sie bald in der Lage sein, sehr schwierige Parcours gut zu überstehen.

Die richtige Kleidung für Freeclimber

Je nachdem, wo das Freiklettern stattfindet, benötigen die Kletterer unterschiedliche Kleidung.

Atmungsaktive Kleidung

Da diese Betätigung auf jeden Fall sehr anstrengend ist, sollte die Kleidung für Freikletterer Schweiß nach außen - also vom Körper weg - transportieren, sodass sich der Kletterer nicht verkühlt. Außerdem sollte die Kleidung atmungsaktiv und angenehm zu tragen sein.

Dies alles erfüllt so genannte Funktionskleidung. Wer in der Halle klettert, ist damit bestens beraten. Wer es ganz bequem haben möchte, kann auch durchaus eine Jogginghose zu einem Funktions-T-Shirt kombinieren.

Für jedes Wetter gerüstet

Wer in der freien Natur - möglicherweise auf hohen Bergen - klettert, sollte unbedingt genügend warme Kleidung tragen, denn Wetterumschwünge im Gebirge sind gefährlich. Die Temperatur kann extrem schnell sinken und das Wetter verschlechtert sich im Allgemeinen häufig im Handumdrehen. Halten Sie also auch immer

bereit.

Richtiges Schuhwerk

Zu einer guten Freikletter-Ausrüstung gehören natürlich auch die Schuhe. Diese sollten einen eher niedrigen Schaft haben, da man so eine höhere Beweglichkeit bekommt. Anfänger oder Extrem-Kletterer können aber auch Schuhe mit einem höheren Schaft benutzen, um die Füße zu schützen.

Je nach Geschmack und Gelände kann die Sohle härter oder auch weicher sein.

  • Bei schwierigem Gelände mit kleinen Trittflächen empfehlen wir eine eher harte Sohle, da dies den Fuß entlastet.
  • Wer jedoch auf Sandstein oder Granit klettert, profitiert von weicheren Schuhen.

Nun wissen Sie Bescheid über die richtige Kleidung für Freikletterer. Für weitere Fragen raten wir Ihnen, sich an einen Fachmann zu wenden.

Geeignete Kletterorte erkennen

Klettern an einem Kletterfelsen
Klettern an einem Kletterfelsen

Doch wie erkennt man geeignete Kletterorte? Als Anfänger werden Sie kaum geeignete Felswände finden, da Sie noch nicht wissen, worauf Sie achten müssen. Deshalb sollten Sie sich unbedingt mit einem erfahreneren Kletterer zusammentun und von ihm lernen.

Sprödes und Poröses Gelände meiden

Grundsätzlich gilt: Das Gelände muss sicher wirken. Der Fels sollte auf keinen Fall spröde oder porös sein, denn dies bedeutet Lebensgefahr. Finger weg von solchen Routen!

Haken und Griffe beachten

Sicherung am Seil
Sicherung am Seil

Geeignete Kletterorte erkennen Sie am ehesten, wenn schon diverse Haken und Griffe in der Felswand vorhanden sind. Dies sind geprüfte Kletterrouten, die im Normalfall keinerlei Gefahr mit sich bringen. Befragen Sie im Zweifelsfall aber immer Jemanden, der sich in der Gegend auskennt.

Gesteinsart

Ein Kletterort muss einige Faktoren aufweisen. Dazu zählen: Gelände, Steigung und Art des Gesteins. Am häufigsten werden Kletterrouten auf Sandstein oder Granit aufgebaut. Je nach Art des Gesteins ändert sich das Kletter-Erlebnis.

Klettern auf harten Gesteinen erfordert eine gute Technik, da man auf seine Füße vertrauen muss. Kurze, harte Trittflächen belasten die Füße sehr, deshalb sollten nur erfahrene Kletterer Routen mit "hartem" Gestein erforschen.

Steigung

Ein Kletterort muss natürlich auch eine gewisse Steigung haben. Eine Felswand wird umso interessanter, je steiler sie ist. Manche Felswände sind sogar überhängend und bieten gerade deswegen einen besonderen Reiz für Freeclimber.

  • Lynn Hill und Greg Child Climbing free: In den steilsten Wänden der Welt, Piper, 2007, ISBN 3492241646
  • Thomas Hochholzer, Volker Schöffl und Stefan Hilgers So weit die Hände greifen . . ., Lochner, 2001, ISBN 3928026194
  • Catherine Destivelle Solo durch große Wände, As Verlag, Zürich, 2005, ISBN 3909111130

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