Kletterschuhe - Merkmale, Verschlusssysteme und Tipps zum Kauf

Kletterschuhe gehören zur Ausrüstung im Klettersport. Sie kommen beim Sportklettern, Alpinklettern und Bouldern zum Einsatz. Je nach Verwendungszweck und Klettererfahrung werden unterschiedliche Arten von Kletterschuhen verwendet. Unterschiede gibt es beispielsweise in der Sohle, aber auch in Sachen Verschluss. Lesen Sie über Merkmale von Kletterschuhen, und holen Sie sich Tipps zur Auswahl.

Von Kai Zielke

Kletterschuhe - Merkmale und Funktion

Bei Kletterschuhen handelt es sich um Schuhe, die im Kletter- und Bergsport getragen werden. Sie weisen einige besondere Merkmale auf.

So ist ihnen eine gute Haftreibung (Grip) gemein. Der Träger muss sich auf einen guten Halt beim Klettern verlassen können.

Der Reibungswert ist hoch, und ebenso können durch die besonderen Eigenschaften auch spezielle Klettertechniken wie Toehook oder Heelhook angewandt werden. Dem Kletterschuh kommt somit ein sehr hoher Nutzen zu.

Kletterschuhe werden vor allen Dingen beim

  • Bouldern
  • Sportklettern (Hallen- und Felsklettern) sowie
  • Alpinklettern

verwendet. Zudem trägt man ihn bei schwierigen Klettersteigpassagen. In den meisten Fällen handelt es sich um einen Halbschuh, der eng am Fuß liegt. Die Zehenspitzen können bei stabilem Fuß maximal belastet werden. Auf diese Weise sind auch kleine Tritte, bei denen auch auf eine kleine Fläche viel Druck ausgeübt wird, möglich.

Frau beim Bouldern an einer riesigen Kletterwand
Frau beim Bouldern an einer riesigen Kletterwand

Unterschiedliche Verschlusssysteme

Kletterschuhe zeichnen sich durch gute Haftung auf der Antrittsfläche und eine gewisse Vorspannung aus. Außerdem liegen sie sehr eng am Fuß an. Damit sich Kletterschuhe bequem an- und ausziehen lassen, stehen verschiedene Verschlussarten zur Verfügung.

Ob sich der Kletterer für Schnürsenkel, Quickschnürsysteme, Klettverschlüsse oder für Ballerinas entscheidet, hängt von seinen individuellen Vorlieben ab. Alle Verschlussarten besitzen Vor- und Nachteile.

Schnürsenkel

Die klassische Methode zum Verschließen des Kletterschuhs ist das Schnürsystem mit herkömmlichen Schnürsenkeln. Durch die einzelnen Ösen können die Senkel unterschiedlich straff gezogen werden, so dass sich der Schuh perfekt an den Fuß anpassen lässt.

Der Halt am Fuß ist daher ein sehr guter. Dies führt dazu, dass der Kletterer weniger Kraft aufwenden muss, als in einem locker sitzenden Schuh.

Für Neueinsteiger in den Klettersport sind Schnürschuhe empfehlenswert. Besonders hoch ist der Halt in asymmetrisch geschnittenen und mit einer hohen Vorspannung ausgestatteten Schnürschuhen. Selbst schwierigste Antritte lassen sich mit ihnen erklimmen.

Das An- und Ausziehen dauert allerdings eine gewisse Zeit. Andere Verschlusssysteme bieten in dieser Hinsicht mehr Komfort.

Quickschnürsysteme

Inzwischen haben sich Quickschnürsysteme durchgesetzt. Hierbei werden die Schnürsenkel nicht durch Ösen, sondern durch Laschen geführt, durch welche sie gut gleiten.

Bei einer Quickschnürung muss der Senkel weniger häufig stramm gezogen werden, weil er gut nachrutscht. Dies führt zu einer Zeitersparnis, dennoch sollte beim Kauf auf eine hochwertige Verarbeitung geachtet werden, damit die Laschen nicht vom Schuh abreißen.

Klettverschluss

Als dritte Möglichkeit stehen Kletterschuhe mit Klettverschluss zur Verfügung. Das An- und Ausziehen derselben kann besonders schnell erfolgen.

Der Nachteil ist, dass Klettverschlüsse im Laufe der Zeit an Haftung verlieren. Zudem können sie abreißen.

Ein Kletterschuh mit Klettverschluss lässt sich außerdem nicht so perfekt an den Fuß anpassen wie ein Schnürschuh. Soll er gut anliegen, muss ein besonders enges Modell ausgewählt werden.

Ballerinas

Noch enger muss ein Ballerina am Fuß anliegen, da ihm jegliche Art der Fixierung fehlt. Ohne gut verarbeitete Anziehschlaufen ist das An- und Ausziehen kaum zu bewältigen. Für Anfänger eignen sich Ballerinas nicht.

Für Präzision und Grip - Die Wichtigkeit des Gummis am Schuh

Die Sohlen von Kletterschuhen bestehen im Gegensatz zu denen anderer Sportschuhe immer aus unprofiliertem Gummi. Sie sorgen für hohe Reibungswerte und somit für eine perfekte Haftung auf dem Untergrund sowie für ein optimales Gefühl für den Antritt. Bei der Auswahl stehen unterschiedliche Härtegrade zur Verfügung.

Diverse Hersteller haben sich auf die Fertigung von Kletterschuhen spezialisiert. Dabei reicht das Angebot von Schuhen mit weicher Sohle über solche mit mittelhartem Gummi bis hin zu Modellen mit sehr harter Unterseite.

Merkmale verschiedener Untergründe

Diese Vielfalt ergibt sich aus den möglichen Besonderheiten der jeweiligen Antrittsflächen. Wer auf glatten Flächen klettert, benötigt ebenso eine hohe Reibung wie jemand, der abfallendes Gelände bewältigen will.

Außerdem müssen sich Sohlen auf glattem und abfallendem Gelände dem Untergrund besonders gut anpassen. In diesen Fällen ist eine weiche Sohle zu empfehlen.

Dennoch ist diese nicht überall das Mittel der Wahl. Gerade bei Anfängern ist die Fußmuskulatur noch nicht so kräftig ausgeprägt. Sie werden Schwierigkeiten beim Klettern in allzu weichen Sohlen bekommen.

Denn auf weichem Gummi lässt sich viel schneller Druck aufbauen als auf hartem Gummi, was zu einer starken Haftung auf dem Untergrund führt. Diese wiederum erfordert höhere Kraftanstrengungen, um den Reibungswiderstand zu überwinden.

Auf rauem Untergrund und im senkrechten Gelände beziehungsweise an Überhängen werden harte Sohlen benötigt. Gleiches gilt auf kleinen Tritten oder Leisten.

Durch die geringere Reibung spart der Kletterer Kraft. Ein weiterer Vorteil von harten Sohlen ist ihre Langlebigkeit.

Dies könnte den Eindruck erwecken, dass sich für Anfänger möglichst harte Sohlen empfehlen. Doch das stimmt nicht.

Mit einem sehr harten Schuh rutscht der unerfahrene Kletterer ab. Für Anfänger und Kletterer, die nur ein Paar Kletterschuhe besitzen möchten, empfehlen sich mittelharte Sohlen.

Sohlenform

Natürlich spielt auch die Form der Sohle eine große Rolle. Zum einen entscheidet die Fußform des Kletterers, wie spitz ein Schuh gearbeitet sein kann, ohne dass er drückt. Zum anderen lassen sich Leisten und kleine Tritte besser mit abgeflachtem Vorderfuß, Spalten und Löcher eher mit spitz gearbeiteten Sohlen bewältigen.

Ansicht von unten: Zwei Freundinnen beim mit Kletterausrüstung beim Klettern an einer Bergwand
Ansicht von unten: Zwei Freundinnen beim mit Kletterausrüstung beim Klettern an einer Bergwand

Anforderungen und Tipps zur Auswahl

Kletterschuhe gewährleisten durch ihre besondere Machart einen sicheren Antritt und den perfekten Halt auf dem Untergrund. Hersteller bieten sehr unterschiedliche Modelle an. Bei der Auswahl eines Kletterschuhs entscheidet nicht nur auf die individuelle Passform, es kommt auch auf die Erfahrung des Kletterers und das jeweilige Einsatzgebiet an.

Grundsätzlich werden Anfänger andere Kletterschuhe wählen als Profis. Schließlich müssen sie zunächst testen, ob die gewählte Sportart die richtige für sie ist. Daher sollte für das Einsteigermodell nicht allzu viel Geld ausgegeben werden. Trotzdem sollte es ein Paar Schuhe sein, das möglichst stabil ist.

Allen Kletterschuhen ist ein guter Grip gemein, schließlich müssen sie eine gute Haftreibung auf dem Untergrund erzielen. Die Machart von Kletterschuhen ermöglicht bestimmte Klettertechniken, die mit einem normalen Schuh oder Bergschuh nicht ausgeführt werden könnten.

Im Gegensatz zu einem Bergschuh liegt der Kletterschuh eng am Fuß an. Außerdem besitzt er eine weiche, profillose Sohle.

So lässt sich eine gute Reibung erzielen, wodurch sich der Grip erhöht. Der Härtegrad der Sohle unterscheidet sich. Es gibt Kletterschuhe mit klassischer Schnürung, mit Quickschnürsystem, Klettverschluss und solche in Ballerina-Form.

Die Sohle

Gute Kletterschuhe für Anfänger lassen sich für ungefähr 50 Euro über das Internet beziehen; im Fachhandel bezahlt man entsprechend mehr. Wichtig ist, dass die Schuhe über eine möglichst stabile Sohle mit einem dicken Randgummi verfügen.

Letzterer schützt den Schuh vor Beschädigungen, die beim Abrutschen oder falschen Antreten entstehen können. Eine allzu weiche Sohle würde vorschnell abnutzen.

Die Vorspannung

Alle Kletterschuhe verfügen über eine gewisse Vorspannung, welche die Kraft im Vorderfuß verstärkt. Hierdurch kann ein höherer Druck auf die Trittfläche ausgeübt werden.

Wie stark Kletterschuhe vorgespannt sind, ist unterschiedlich. Die Auswahl hängt unter anderem von der Art des Geländes ab.

Grundsätzlich gilt: Je steiler das Gelände, desto größer die Vorspannung. Diese wird übrigens durch ein Randgummi erzielt, welches die meisten Modelle besitzen. Das Randgummi schützt das Obermaterial des Schuhs außerdem vor Beschädigungen.

Materialien

Als Obermaterial kommen

  • Leder
  • Kunstleder
  • selten Synthetik

zum Einsatz. Für welches Material der Kletterer sich entscheidet, hängt von seinen individuellen Vorlieben ab. Kunstlederschuhe sind preiswerter und behalten lange Zeit ihre ursprüngliche Form, allerdings schwitzt der Fuß schneller.

Echtleder besitzt eine gute Atmungsaktivität. Außerdem passt es sich besser der Fußform an. Ein gesünderes Fußklima herrscht auf jeden Fall in einem Lederschuh, weshalb Profis grundsätzlich auf Kletterschuhe aus echtem Leder schwören.

Der Schnitt

Ebenfalls wichtig ist der Schnitt. Als auffälligster Wert gilt hierbei der Downturn. Er besagt, wie stark die Biegung zwischen Schuhspitze und Ferse ausfällt.

Schuhe mit extremem Downturn erinnern in ihrer Form an eine Banane. Je stärker der Downturn, desto leichter fällt das Heranziehen des Fußes.

Formen von Schuhspitzen und Leisten

Außerdem werden unterschiedliche Formen von Schuhspitzen unterschieden. Einige Kletterschuhe sind sehr spitz zugeschnitten. Diese haben sich im löchrigen Gelände bewährt.

Modelle mit Kanten kommen auf schmalen Leisten oder kleinen Tritten zum Einsatz. Dennoch muss bei der Auswahl des Kletterschuhs immer die individuelle Form des Fußes beachtet werden.

Ebenfalls unterscheiden sich die Formen der Leisten. Deren Einteilung erfolgt in High, Medium und Low.

Während symmetrisch geschnittene Leisten den Fuß in einer bequemen und natürlichen Position halten, wölben asymmetrisch geschnittene Leisten den Fuß nach innen. Hierdurch wird das Antreten kleiner Flächen erleichtert.

Die Verarbeitung

Bergsteigen bei Felsen und Granit-Klippen, oben Bergsteiger mit weißem Helm, unten sichert ein Zweiter mit Seil
Bergsteigen bei Felsen und Granit-Klippen, oben Bergsteiger mit weißem Helm, unten sichert ein Zweiter mit Seil

Gute Kletterschuhe besitzen sorgfältig verarbeitete Nähte, die nicht vorschnell platzen. Auch die Anziehschlaufen sollten stabil befestigt sein. Zwischen Randgummi und Obermaterial dürfen keine Zwischenräume vorhanden sein, sonst würden sich beide Materialien bei Belastung voneinander lösen.

Wichtig ist auch die Art der Innenausstattung. Modelle für den Sommer besitzen kein Futter oder nur ein sehr dünnes, das den Schweiß aufsaugt. Kletterschuhe für den Winter können wärmer ausgestattet sein.

Die richtige Größe

Kletterschuhe sollten vor dem Kauf natürlich erst einmal anprobiert werden. Häufig findet man Ratschläge, eine oder zwei Nummern kleinere Schuhe zu wählen.

Tatsächlich sollte man jedoch von seiner normalen Schuhgröße ausgehen und sich dann langsam herantasten. Die Zehen sollten vorne anstehen.

Nun kann je nach Klettertyp eine halbe Nummer kleiner oder größer gewählt werden. Eine fachliche Beratung - von jemandem, der selbst klettert - ist in diesem Fall sehr wichtig.

Bestenfalls sollte man die Schuhe am Nachmittag kaufen, denn zu dieser Tageszeit schwellen die Füße ein wenig an. Man würde vormittags somit Gefahr laufen, einen zu kleinen Schuh zu kaufen. Hilfreich ist zudem, sich nicht auf eine Marke festzulegen, nur weil diese von anderen Kletterern empfohlen wird.