Fahrradcomputer - Merkmale, Nutzen und Entwicklung

Die technische Entwicklung hat auch vor dem Radsport nicht haltgemacht. Fahrradcomputer versorgen die Sportler mit allen wichtigen Daten. Das Ziel dabei ist es, die Fahrweise des Radfahrers auf Grundlage der Daten optimieren zu können. Dies ist nicht unumstritten: Während manche Sportler auf das technische Hilfsmittel schwören, beklagen andere den gläsernen Sportler. Lesen Sie über die Merkmale und den Nutzen eines Fahrradcomputers.

Von Kai Zielke

Fahrradcomputer - Merkmale und Nutzen

Bei einem Fahrradcomputer oder Fahrradtacho handelt es sich um ein elektronisches Gerät, welches beim Radfahren die Geschwindigkeit sowie die zurückgelegte Strecke misst. Hinzu kommen Funktionen wie die Anzeige der Trittfrequenz, der Uhrzeit oder der Temperatur.

Die Kernfunktion eines Fahrradcomputers

Genau genommen ist die Bezeichnung "Fahrradcomputer" falsch und noch relativ jung. Sie entstand als Reaktion darauf, dass die Geräte an den Rädern immer leistungsstärker wurden und stetig mehr Optionen boten.

Ursprünglich sprach man von einem "Fahrradtachometer", dessen Aufgabe es war, Geschwindigkeit und zurückgelegte Wegstrecke aufzuzeigen. Meist war noch eine Stoppuhr integriert.

Das System arbeitet dabei über einen "Reedkontakt". Darunter versteht man einen Stromkreis, der jedes Mal geschlossen wurde, wenn ein Vorder- und/ oder Hinterrad einen Magneten passierten.

Auf diese Weise konnte die Anzahl der Radumdrehungen sowie das Tempo der Radumdrehungen gemessen werden. Die Daten verarbeitete der Tachometer zur Geschwindigkeit und zur bereits gefahrenen Distanz.

Ein ähnliches Ziel hat ein "induktiver Tachometer", bei dem durch den Magneten beim Vorbeilaufen der Räder in einer Spule Spannung erzeugt werden. Diese entlädt sich in einen Zähler, der dadurch wiederum die Radumdrehungen misst und daraus die einschlägigen Daten gewinnt.

Der moderne Fahrradcomputer

Der moderne Fahrradcomputer kann jedoch wesentlich mehr: Er

  • misst die Herzfrequenz
  • bestimmt mit Hilfe von GPS die genaue Position und die Höhe über dem Meeresspiegel (aufgrund der unterschiedlichen Sauerstoffanforderungen in unterschiedlichen Höhenlagen von immenser Bedeutung)
  • misst den Kalorienverbrauch und
  • informiert über Steigung bzw. Gefälle.

Hinzu kommen auf den ersten Blick profane Informationen wie beispielsweise die aktuelle Uhrzeit oder die Außentemperatur. Auch ist es teils möglich, zwei Räder mit einem Fahrradcomputer zu messen, und die Daten auf einen PC zu übertragen, um das Training als Selbstmotivation auszuwerten und auch in sozialen Netzwerken zu teilen.

Welcher Umfang an Daten dem Sportler wirklich nützlich ist oder wann er zu einer Belastung wird, ist umstritten. Einige professionelle Athleten klagten bereits, die technischen Hilfsmittel würden zu viel über sie preisgeben. Letztlich, so lautet der aktuelle Konsens, könne nur jeder Sportler für sich klären, welche Daten ihm wirklich nützlich sind.

Alternative Fahrradcomputer - GPS, Smartphones und PDAs

Seit einigen Jahren ist das Internet mobil geworden und hat dadurch eine Vielzahl neuer technischer Möglichkeiten geschaffen. Das Smartphone ist beispielsweise für viele Menschen zu einem treuen Begleiter geworden. Der technische Fortschritt stoppte auch vor den Fahrradcomputern nicht: Doch sind GPS-Geräte, PDAs oder Smartphones wirklich lohnende Alternativen?

Arm mit Smartwatch zur Messung der Herzfrequenz während des Fahrradfahrens
Arm mit Smartwatch zur Messung der Herzfrequenz während des Fahrradfahrens

Die Fahrradcomputer-Alternative GPS

GPS steht für "Global Positioning System". Ursprünglich kommt das System aus der Seefahrt und sollte den Menschen dabei helfen, nicht mehr nur nach den Sternen navigieren zu müssen, sondern auch durch die Hilfe des Satelliten ihren Weg auf den Wasserstraßen finden zu können. Schon bald entdeckte man jedoch den Nutzwert dieser Geräte gerade für den Gebrauch im Sport.

Die GPS-Geräte können die eigene Position bis zu einem Meter genau bestimmen und erlauben so ebenfalls eine Anzeige von Geschwindigkeit und Hinweisen auf mögliche Gefahrenquellen, die sich auf der Strecke befinden. Nicht möglich ist das Pulsmessen oder eine Berechnung des Kalorienverbrauchs.

Die Fahrradcomputer-Alternative PDA

Die Abkürzung PDA steht für "Personal Digital Assistent". Bevor die Smartphones auf den Markt kamen, regierten die PDAs die High Tech-Sparte unter den Handys.

Sie verfügen in der Regel über einen Internetzugang und können aus diesem Grund ähnliche Dienste wie ein GPS-Gerät leisten. Dies bedeutet, sie erkennen die Position und zeigen die Geschwindigkeit auf, mit der man sich fortbewegt. Zudem verfügen sie auch noch über eine Stoppuhr und können aus diesem Grund Daten wie zum Beispiel die Durchschnittsgeschwindigkeit während der aktuellen Fahrt aufzeigen und mit anderen Werten aus vorherigen Fahrten vergleichen.

Die Fahrradcomputer-Alternative Smartphone

Die wohl umfassendste Alternative zum eigentlichen Fahrradcomputer bildet das Smartphone. Dieses verfügt ebenfalls über die bislang genannten Dienste, kann aber noch mehr.

So kann man beispielsweise spezielle Apps herunterladen, die sich einzig darum drehen, Sportleistungen zu protokollieren und die hier gewonnenen Daten auszuwerten. Die Anzeige des durchschnittlichen Kalorienverbrauchs ist dabei Standard. Mit den richtigen Zusatzgeräten kann das Smartphone zudem den Pulsschlag messen und so aufzeigen, ob man schon im "roten Bereich" trainiert und also überzogen hat oder ob man noch effektiv für den Körper arbeitet.

Entwicklung: Die Geschichte des Fahrradcomputers

Schon frühzeitig nach Beginn des Radsports erwuchs in den Aktiven der Wunsch, ihre Leistungen direkt auf dem Sportgerät verfolgen zu können. Doch der Weg bis zum heutigen Fahrradcomputer war weit, steinig und eine Geschichte in vier Akten.

Der erste Akt: Der Kilometerzähler

Rund um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert fanden die ersten internationalen Radrennen statt. Für die Sportler war es zu Beginn tatsächlich ein "Quälsport", denn sie mussten lange Etappen meistern und wussten dabei nicht, wie viel Wegstrecke sie schon zurückgelegt hatten.

Als Reaktion wurde der Kilometerzähler entworfen. Er war im Vorderreifen angebracht.

Mit jeder Umdrehung des Reifens streifte eine ganz bestimmte Speiche ein Zählwerk, das weiter sprang. Mit Hilfe des Durchmessers des Reifens konnte so die zurückgelegte Distanz in Kilometern ermittelt werden.

Der zweite Akt: Der mechanische Tachometer

Der Kilometerzähler offenbarte schon bald die Idee, dass man mit ihm ja auch die aktuelle Geschwindigkeit sichtbar machen können müsste. Tatsächlich fand diese Weiterentwicklung statt: Schlüssel war ein sogenannter Aufnehmer in der Vorderachse, der mit der Anzeigeeinheit am Lenker durch eine biegsame Welle verbunden war.

Der Aufnehmer registrierte nicht mehr nur die die gefahrene Distanz, sondern konnte diese auch ins Verhältnis mit der Anzahl der Umdrehungen setzen. Pro Kilometer konnte man so eine bestimmte Anzahl von Umdrehungen erkennen und wusste so um seine ungefähre Geschwindigkeit.

Der dritte Akt: Der elektronische Tachometer

Dies war jedoch für die Fahrer wenig komfortabel; zudem litt die "Umdrehungsgeschwindigkeit" an dem Problem, dass man, wenn man die Reifengröße des Rads tauschte, die Werte nur noch schwierig miteinander vergleichen konnte.

Der elektronische Tachometer brachte zwei Verbesserungen: Die Daten vom Aufnehmer konnten mittels Funk an den Tachometer gesendet werden. Der enthielt zudem eine Uhr. Dadurch konnte der Tacho präzise die Geschwindigkeit pro Stunde (Km/h) anzeigen.

Der vierte Akt: Der Fahrradcomputer

Doch mit dem Eintritt ins Computer-Zeitalter konnten die Messungen noch einmal verbessert werden. Zwar gibt es noch Sensoren an den Rädern, doch die wesentlichen Messungen findet heutzutage mit Hilfe eines Satelliten statt. Dies hilft bei Rennen dadurch, dass der Satellit und der Computer auch Vergleichswerte mit anderen Sportlern (aus dem eigenen Team) durchführen können, wodurch der Datengewinnungsprozess insgesamt verbessert wird.