Revolution in der Zahnmedizin: Zahnschmelz könnte durch Gel erneuert werden

Wissenschaftler haben ein Gel entwickelt, dass verlorengegangenen Zahnschmelz zurückbringen könnte

Von Cornelia Scherpe
1. Oktober 2019

Bislang gilt einmal abgebauter Zahnschmelz als unwiederbringlich verloren. In der Zahnmedizin nennt man diesen Schmelz Adamantin und betont seine Wichtigkeit für die Gesundheit des Mundraums. Der Zahnschmelz ist zwar das härteste Gewebe im gesamten Körper, doch dieses kann nicht von neuen Zellen nachgebildet werden. Säurehaltige Nahrungsmittel, falsche Putztechniken sowie eine gewisse Veranlagung können dazu führen, dass der Zahnschmelz ausdünnt und die Zähne angreifbarer sowie schmerzempfindlicher werden. Bislang können Ärzte den Prozess maximal ausbremsen, jedoch nicht umkehren. Forscher aus China präsentieren jetzt eine kleine Revolution.

Zahngel fast identisch mit natürlichem Adamantin

Den Wissenschaftlern ist es gelungen, ein Gel zu entwickeln, das auf den Zahn aufgetragen wird und dort den verlorenen Zahnschmelz ersetzt. Auf struktureller Ebene gibt es keinen Unterschied zu natürlichem Adamantin. Das Gel setzt sich aus Hydroxylapatit-Kristallen zusammen, ebenso wie der Zahnschmelz des Menschen aus 96 Prozent dieser Kristalle besteht. Im Vergleich dazu sind Zahnfüllungen, egal ob aus Amalgam oder Keramik, weniger hart und verbinden sich nicht dauerhaft mit der Zahnoberfläche. Das neue Gel setzt damit einen neuen Standard. Unter dem Rasterelektronenmikroskop betrachtet, bilden sich neue Strukturen auf dem Zahn, die wie Fischschuppen angeordnet sind. So sieht auch natürlicher Zahnschmelz aus. Erste Tests zeigen auch dieselbe Härte gegenüber Säuren und Abrieb, so die Forscher.

Gel noch nicht praxistauglich

Bislang kann die neue Entwicklung aber noch nicht für die Anwendung beim Menschen genutzt werden, da das Gel nur eine Dicke von drei Mikrometern auf dem Zahn erzeugen kann. Um echten Zahnschmelz zu ersetzen, müsste die Anwendung 400 mal wiederholt werden, dies ist nicht praxistauglich. Zudem müssen potenzielle Nebenwirkungen des Gels noch untersucht werden. Dennoch sind die Erkenntnisse wichtig und deuten in die richtige Richtung. Tierversuche finden bereits statt, um die Idee weiterzuentwickeln und eventuell bald erste klinische Studien anzusetzen.