Australien: Badehosen als Stein des Anstoßes

Von Katja Seel
20. Januar 2012

Eine seltsame Renaissance hat an den Stränden Australiens Einzug gehalten: Seit einigen Jahren haben wiederholte Diskussionen um angemessene Bekleidung zu einer erstaunlichen Prüderie-Welle geführt. Man scheint sich im Land des Känguruhs an die Sitten der Jahre vor 1961 anzunähern, als erstmals erlaubt war, sich im Bikini zu sonnen und zu baden. Im 21. Jahrhundert hat es jetzt besonders die Männer erwischt. Stein des Anstoßes sind Herren, die statt den konsensfähigen weiten Badeshorts, die oft bis über die Knie gehen, die in deutschen Schwimmbädern völlig üblichen Badeslips zur Schau tragen. Zu viel Bein zeigten diese, so der Vorwurf.

Und der Spitzname "budgie smugglers", was auf Deutsch mit "Sittich-Schmuggler" übersetzt werden kann, verrät, dass es neben den Beinen auch noch um andere Körperteile zu gehen scheint. So wurde auch der australische Politiker Tony Abbott, Leiter der oppositionellen Partei, in der Presse aufgrund seiner zu engen Badehose auf ziemlich anzügliche Weise aufs Korn genommen. Die Modebranche hat bereits reagiert und Badeslips fast vollständig aus ihren Kollektionen verbannt. Einige Australier fürchten jedoch auch um den Verlust ihrer einst so entspannten Strandkultur.

So setzte die australische Wasserpolo-Auswahl an Neujahr ein Zeichen, als sie gegen die für ihre Prüderie bekannten Amerikaner in einem Freundschaftsspiel in eben jenen "Sittichschmugglern" antraten. Die Meinung der Damenwelt ist im Übrigen geteilt: Geht es um von jungen, attraktiven Männern getragene Badeslips, finden sich durchaus eifrige Befürworterinnen der Beinfreiheit. Manche Frauen hingegen fänden es anstößig, wenn Männer derart spärlich bekleidet am Strand herum liefen, so der Betreiber einer australischen Schwimmwebseite.