Plateauschuhe für Männer?

Plateauschuhe sind sexy. Sie verlängern das Bein optisch und geben ihrer Trägerin so automatisch einen weiblicheren Gang und eine große Portion Selbstbewusstsein. In den wilden 70ern trugen jedoch nicht nur die Frauen Plateauschuhe, auch Männer schlossen sich dem Trend um die hohen Treter an. Doch wie denken die Herren von heute über dieses Thema?

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

Plateauschuh, was ist das?

Im Grunde genommen lässt sich fast jeder Schuhtyp zum Plateauschuh machen. Beispielsweise kann sowohl eine Sandale, als auch ein Stiefel ein Plateauschuh sein. Die heißen Treter aus den 70ern sind also nicht durch eine bestimmte Form oder Art festgelegt.

Luftige Höhen

Um als Plateauschuh gelten zu dürfen, muss das jeweilige Exemplar eine Sohle von mindestens drei Zentimeter Stärke aufweisen. Alles andere ist lediglich festes Schuhwerk.

Nach oben hin sind der Sohle eigentlich keine Grenzen gesetzt. Allerdings werden die Schuhe selten höher als zehn cm, da sonst schnell der Tragekomfort verloren geht. Höhere Schuhe können zudem auch schnell gefährlich für die Fußgelenke werden, vor allem dann, wenn es sich nicht um geschlossene Schuhe handelt.

Geschichte des Plateaus

Fragt man Passanten nach der Entstehung des Plateauschuhs, so wird häufig auf die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts verwiesen. Tatsache ist jedoch, dass solche Schuhe schon viel früher getragen wurden und zwar in Spanien.

Im 15. Jahrhundert trug man damals so genannte Chopinen. Diese Chopinen konnten durchaus auch höher als zehn Zentimeter sein. Um Gesundheit von Füßen und Gelenken machte man sich damals noch keine allzu großen Sorgen.

Noch wagemutiger waren jedoch die Bewohner von Venedig, die den spanischen Trend sehr schnell übernahmen. Allerdings nannten sie ihre Variante nicht Chopinen, sondern Zoccoli. Solche Zoccoli waren in der Regel höher als zwanzig cm und damit alles andere als gemütlich. Dafür galt das Schuhwerk seiner Zeit als höchst modern und angesehen.

Es ist zu vermuten, dass die Plateauschuhe aus den 70ern sich an den Zoccoli orientierten. Allerdings wurde die Sohlenhöhe zugunsten der Bequemlichkeit drastisch reduziert.

Farbwahl im Discofieber

Die Flower-Power-Generation scherte sich wenig um die altbackenen Ansichten ihrer Eltern.

  1. Freie Liebe,
  2. Frieden und
  3. Glück

waren Ideale, die in dieser Zeit eine große Rolle spielten. Vor allem die Freiheit war den Jugendlichen damals eine besonders erstrebenswerte Sache. Männer und auch Frauen gingen für die Gleichberechtigung auf die Straße und lehnten sich gegen die strengen Traditionen der vorherigen Generation auf.

Auf der Straße wurden meist Leder- oder Plastikstiefel mit hohem Schaft getragen, so hatten die Füße einen besseren Halt auf dem Plateau. Von dezenten Farben hielt man damals nicht besonders viel. Knallrote Lederstiefel mit Plateau gehörten zum alltäglichen Bild auf den Straßen.

Im Diskofieber wählte man jedoch noch auffallendere Varianten, wie zum Beispiel goldene oder glitzernde Stiefel. Je ausgefallener und bunter, desto besser.

Männerabsätze in den wilden 70ern

Von Männern wurden eher etwas gediegenere Plateauschuhe getragen, zumindest was die Farbe betrifft. Auch beim Schaft wurde hier etwas mehr gespart. Heute würde man diese Form des Plateauschuhs als eine Art Stiefelette bezeichnen. Entgegen der heutigen Ansichten war es in den 70ern für einen Mann völlig normal, einen kleinen Absatz zu tragen. Schwindelerregende Höhen blieben trotz allem den Frauen überlassen.

Von den älteren Menschen wurden die turmhohen Schuhe als Provokation betrachtet. Männer mit Absatzschuhen entsprachen einfach absolut nicht ihrem gängigen Weltbild. Vielleicht konnte sich der Plateauschuh deshalb so gut durchsetzen, schließlich schätzt wohl jede Generation besonders das, was von der vorherigen als schlecht empfunden wird. So ist es eventuell den eingestaubten Ansichten der Eltern und Großeltern von damals zu verdanken, dass der Plateauschuh heute sein Revival feiert.

Trägt Mann auch heute Plateauschuhe?

Heute gelten bereits Schuhe mit verhältnismäßig flacher Sohle als Plateauschuhe. Alles was fünf Zentimeter übersteigt, wirkt an Männern eher lächerlich als modern. Wer sich unsicher bezüglich des Komforts ist, kann mit dünnen Sohlen anfangen und sich allmählich "hocharbeiten".

So gewöhnen sich auch die Füße besser an die hohen Treter. Täglich sollte man die Plateauschuhe wenn möglich trotzdem besser nicht tragen.

Männerabsätze in bestimmten Modeszenen

Auch heute verbirgt sich hinter dem Schuhwerk ein tieferer Sinn. Wie in den 70ern auch wird die Androgynität betont, außerdem möchte man mit den Werten von Außenstehenden spielen und auch provozieren.

Auch heute tragen Männer Plateauschuhe, allerdings beschränkt sich diese Tatsache auf einige wenige Gruppen. So ist es zum Beispiel in der Gothik-Szene durchaus normal für Männer, hohe Plateaustiefel aus Leder oder Lack zu tragen. Hier darf auch der Schaft schwindelerregende Höhen annehmen, man könnte also durchaus von Unisex-Modellen sprechen.

Raver sind ebenfalls häufig mit Plateauschuhen anzutreffen, allerdings tragen die Männer hier keine Stiefel. Viel mehr handelt es sich um Halbschuhe oder ähnlich "männliche" Modelle.

Der heutige Mann und das Plateau

Heute steht der "gewöhnliche Mann" dem Plateauschuh eher kritisch entgegen. Trotz der Revolution in den 70ern fühlen sich Männer heute lieber auch als Männer und legen keinen Wert darauf, besonders androgyn zu sein. Ein Mann mit hohen Schuhen wird von seiner Umwelt schnell als homosexuell oder ähnliches abgestempelt. Das mag zum Teil daran liegen, das Dragqueens vorzugsweise auffällige Plateauschuhe tragen.

Nichtsdestotrotz bemühen sich heute viele Designer darum, den Plateauschuh für Männer wieder salonfähig zu machen. Ob sie damit Erfolg haben werden, steht noch in den Sternen.