Funktion, Bedeutung und Trends von Tattoos in der westlichen Welt

In der westlichen Welt war das Tattoo zunächst ein Aushängeschild für Häftlinge, die mit ihren Motiven unterschiedliche Aussagen symbolisierten. Auch Matrosen verwendeten das Tattoo. Inzwischen ist es modischen Trends unterworfen, von denen sich hauptsächlich junge Leute angesprochen fühlen.

Von Jens Hirseland

Geschichte der westlichen Welt

In der westlichen Welt tätowierten sich anfangs Matrosen, aber auch Häftlinge. Das wohl bekannteste Motiv sind drei Punkte, die sich zwischen Daumen und Zeigefinger befinden. Mit ihr symbolisieren die Häftlinge ihre Loyalität mit den Mitinsassen, die sich darauf verlassen können, dass sie nicht verraten werden:

  1. Nichts hören,
  2. nichts sehen,
  3. nichts sagen.

Ein anderes Motiv, das aus dem Gefängnis bekannt ist, ist die Träne unter dem Auge des Häftlings. Sie steht für mindestens zehn abgesessene Jahre, oder aber den Mord an einem Menschen. Nach weiteren zehn Jahren wird die nächste Träne gestochen. Auch wer ein Spinnennetz trägt, berichtet mit diesem Motiv über seine Gefangenschaft.

Auch heute noch werden diese Zeichen teilweise genutzt, allerdings größtenteils von gewaltbereiten Straftätern.

In den 90er Jahren wurde das Tattoo zum modischen Trend, dem sich vor allem junge Leute anschlossen. Gern wurden Tätowierungen mit Piercings kombiniert, auch das Branding gewann in dieser Zeit an Beliebtheit.

An bestimmte Gesellschaftsschichten waren diese Arten von kreativer Hautverzierung längst nicht mehr gebunden.

Beim Tätowieren die Hygienevorschriften einhalten
Beim Tätowieren sollten die Hygienevorschriften eingehalten werden

In den westlichen Ländern Europas wird das Tragen von Tattoos längst nicht mehr mit der Zugehörigkeit zu gewissen Kreisen, beispielsweise den Matrosen oder Häftlingen, gleichgesetzt. Sie werden nicht nur von Jugendlichen gemocht, wenngleich diese nach wie vor die Zielgruppe der Tattoo-Studios sind.

Neben der Verwendung individueller und stets neuer Motive ist das Tätowieren an bestimmten Körperteilen diversen Modetrends unterworfen. Das einst so beliebte "Arschgeweih" ist out, neuerdings ist das Zahnfleischtattoo in Mode, auf welches wir später noch näher eingehen werden.

Wer auf dem Laufenden sein will, besucht Tattoo-Messen, auf denen die neuesten Entwicklungen präsentiert werden. Einen großen Beitrag zur Verbreitung von Tattoos leisteten Prominente, vorwiegend aus Amerika, die ihre kleineren oder größeren Motive öffentlich zur Schau stellten. Dies mag dazu beigetragen haben, dass das Tattoo inzwischen in beinahe allen Milieus akzeptiert wird.

Das Tätowieren von Tieren und als kultureller Brauch

Bei Tieren war die farbliche Dauerkennzeichnung neben dem Einbrennen lange Zeit eine der gängigsten Methoden zur Identifikation. Inzwischen wurde das Tätowieren größtenteils durch die Implantation eines Chips abgelöst, dennoch wird es auch heute noch angewandt.

In vielen Kulturkreisen zählt das Tätowieren der menschlichen Haut zu den normalen Riten, wobei das jeweilige Motiv immer eine besondere Bedeutung besitzt. Manchmal handelt es sich um ein einziges Bild oder Muster, das eine kleine Hautregion umfasst. Häufig werden an unterschiedlichen Körperpartien Tattoos gestochen, die selbst die Kopfhaut einschließen können.

Abziehbilder für Kinder und temporäre Hennakunst

Bei Kindern ist das Stechen von Tattoos verboten, deswegen imitieren diese das Tätowieren gern, indem sie sich die unterschiedlichsten Motive in Form von Abziehbildern auf die Haut kleben. Diese lassen sich glücklicherweise schnell wieder mit Wasser entfernen.

Eine Art der vorübergehenden Tätowierung stellt auch die Hennatätowierung da. Hierbei wird Henna auf die Oberschicht der Haut gezeichnet. Die Farbe verschwindet nach und nach im Zuge der Neubildung von Hautzellen.

Biotattoos

Seit einiger Zeit wird mit einem sogenannten Biotattoo geworben, welches angeblich, ähnlich wie das Henna-Tattoo, von allein wieder verschwinden soll. Es wird damit argumentiert, dass die verwendete Farbe lediglich in die oberen Hautschichten gestochen wird.

Realistisch ist diese Begründung allerdings nicht. Zwar arbeiten Tätowierer sehr präzise, dennoch kann es ihnen kaum gelingen, so exakt zu stechen, dass sie mit der Nadel genau die hierzu erforderliche Tiefe erreichen. Diesbezüglich war bereits eine Schmerzensgeldklage vor Gericht anhängig, die in der II. Instanz zugunsten der Klägerin entschieden wurde.

Die richtige Hautschicht kann selbst mit viel Präzision kaum erreicht werden
Die richtige Hautschicht kann selbst mit viel Präzision kaum erreicht werden

UV-Tattoos

Eigentlich dienen Tätowierungen zur Verzierung des Körpers oder zur Vermittlung einer bestimmten Botschaft. Allerdings kommen Tattoos nicht überall gut an. Vor allem am Arbeitsplatz kann es deswegen Probleme geben. Eine Alternative zu herkömmlichen Tätowierungen stellen so genannte UV-Tattoos dar, die nur im Dunkeln sichtbar sind.

Beim Stechen von UV-Tattoos kommen spezielle Farben zur Anwendung. Darüber hinaus findet das Tätowieren stets unter UV-Licht statt. Die Farben weisen eine Acrylbasis auf und enthalten fluoreszierende Farbstoffe, was sie von herkömmlichen Tattoos unterscheidet.

Die Farben haben die Eigenschaft, nur bei Schwarzlicht zu leuchten. Abgesehen davon ist die Ausstattung beim Tätowieren dieselbe wie sonst auch. Die Auswahl der grellen Farben ist vielfältig und reicht von Titan-Weiß bis zu Hot Pink.

Vor- und Nachteile

Nicht jede UV-Tätowierung ist auch tatsächlich unsichtbar. Lediglich mit der Farbe Titanium-Weiß gestochene Tätowierungen lassen sich nur bei Schwarzlicht erkennen. Für alle anderen Farben gilt, dass man sie auch bei Tageslicht sehen kann. Zur Geltung kommt der Unterschied nur unter UV-Licht, das ein starkes Leuchten des Tattoos auslöst.

Besonderer Beliebtheit erfreuen sich UV-Tattoos bei der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen, die sie gerne auf Partys oder in Discos tragen. Aber auch für Berufstätige, in deren Firmen keine Tattoos getragen werden dürfen, sind die speziellen Tätowierungen reizvoll, da sie am Arbeitsplatz meist unsichtbar bleiben.

Ist man an einem UV-Tattoo interessiert, muss man jedoch bei der Behandlung reichlich Geduld haben, da das Stechen der speziellen Tätowierungen mehr Zeit erfordert als das Aufbringen von normalen Tattoos, was an den dickeren UV-Pigmenten liegt.

So ist es erforderlich, die Tattoofarbe behutsam in die Haut einzuarbeiten. Daher ist der Arbeitsaufwand um rund ein Drittel höher als bei herkömmlichen Tätowierungen, was sich natürlich auch auf die Höhe des Preises auswirkt.

Ihren Ursprung haben die Acrylfarben, die man für die UV-Tattoos verwendet, in den USA, wo sie zum Markieren von Tieren zum Einsatz kommen. Mittlerweile wenden sie zahlreiche Tattoo-Studios auch in Deutschland an. Die Hersteller versichern, dass die Farben unbedenklich sind und keinerlei Giftstoffe enthalten.

Bislang stehen noch keine wissenschaftlichen Studien zu möglichen Langzeitauswirkungen von UV-Tattoos auf den Menschen zur Verfügung, zumal es diesen Trend erst seit 1995 gibt.

Aus diesem Grund warnen Hautärzte vor einem zu sorglosen Umgang mit den Farben. Diese enthalten nämlich allergieauslösende Stoffe. Dermatologen empfehlen Allergikern daher, lieber auf UV-Tattoos zu verzichten.

Da die UV-Farben im Unterschied zu Lebensmittelfarben nicht wieder aus dem Körper ausgeschieden werden, verbleiben sie dauerhaft auf der Haut, was zu Reizungen des Immunsystems führen kann. Zudem weiß niemand, ob nach einigen Jahren möglicherweise Spätfolgen auftreten.

Probleme könnte es auch beim Entfernen des UV-Tattoos geben. So lässt es sich noch nicht vorhersagen, ob das Weglasern der fluoreszierenden Farben von der Haut komplikationslos möglich ist.

Trend Zahnfleischtattoo

Zahnfleischtattoos werden, wie Tattoos an anderen Körperteilen auch, mit einer Tätowierpistole in die Schleimhaut des Zahnfleisches gebracht. Diese kombiniert die Vorgänge des Stechens und des Einbringens der Farbe. Es können ein- oder mehrfarbige Motive erzeugt werden.

Die Kunst des Tätowierens im Mundbereich besteht darin, so präzise zu arbeiten, dass

  • es weder zu dauerhaften Haut-, Zahn- und Nervenschädigungen kommt,
  • andererseits aber ein langzeitliches Ergebnis erzielt wird.

Schmerzfrei ist auch das Stechen des Zahnfleischtattoos nicht. Nach dem Stechen des Tattoos muss auf eine gute Mundhygiene geachtet werden. Es besteht die Gefahr bakterieller Infektionen. Dennoch dürfen die Pflegemaßnahmen nicht übertrieben werden, da das Zahnfleisch noch sehr empfindlich und gereizt reagiert.

Bis zum Abklingen der Reizung sollte der Mund nach den Mahlzeiten lediglich mit einer desinfizierenden Lösung gespült wrden, bevor die Zahnbürste wieder zum Einsatz kommt.

Mögliche Risiken

Mediziner betrachten das Stechen von Zahnfleischtattoos mit großer Skepsis. Zum einen können die verwendeten Farbmittel zu schweren allergischen Reaktionen führen, zum anderen bedeutet eine Tätowierung immer, dass die Haut in gewissen Regionen ihrer natürlichen Funktion beraubt wird. In diesem Fall betreffen die funktionalen Einschränkungen die Mundschleimhaut, welche für diverse Erkrankungen anfälliger werden kann.

Exakt gestochene Tattoos halten im Allgemeinen ein Leben lang. Daran sollte gedacht werden, bevor ein Zahnfleischtattoo gestochen wird. Ebenso wie das Arschgeweih kann das Zahnfleischtattoo eines Tages lästig erscheinen.

Permanent Make-up

das Permanent Make-up, bei dem verschiedene Konturen des Gesichts wie Lippen oder Augen hervorgehoben werden, ist längst zum beliebten Klassiker der Kosmetik geworden. Ästhetische und gesundheitliche Beeinträchtigungen erfahren durch diese Technik Abhilfe.