Megatrend Fleischtunnel: Riesige Löcher im Ohr auf Erfolgskurs

Von Christine Krusberski
10. Juli 2014

In Hamburg staunt der Spaziergänger. Überall sieht er Leute, die sich freiwillig riesige Löcher in die Ohrläppchen bohren lassen und mit allerhand schmückenden Accessoires verzieren.

Fleischtunnel heißen die Lochkreationen, die derzeit auf Erfolgskurs sind und die Metropole an der Elbe erobern.

Marketing am Ohr

Hamburger Trendsetter tragen keine zierlichen Ohrringe, sondern lassen sich einen Fleischtunnel oder zu Englisch Flesh-Tunnel ins Ohrläppchen bohren. Manche Zeitgenossen bevorzugen riesige Löcher, in die locker ein Schnapsglas passt. Ansonsten bestücken Fleischtunnel-Fans die Riesenlöcher mir funkelnden Ringen, coolen Plugs oder poppig bunten Dehnungsstäben, die das Loch noch größer machen.

Ganz Clevere nutzen ihren Fleischtunnel gleich für persönliches Marketing am Ohr und tragen Trendschmuck mit Werbung - entweder für sich selbst oder für irgendeine Firma. Endlich was los am Ohrläppchen.

Wer einen Flesh-Tunnel will, muss ein wenig Geduld haben, denn so schnell wie ein Piercing geht`s nicht. Ein zunächst kleines Ohrloch wird um einen Millimeter pro Woche geweitet. Für das Prozedere sind kegelförmige Dehnungsstäbe zuständig, die nach und nach weiter ins Ohrläppchen gedreht werden.

Das Loch geht nicht mehr weg

Plastische Chirurgen halten die Fleischtunnel nicht für gefährlich, solange das drangsalierte Ohrläppchen nicht reißt. Sollte ein Riss entstehen, ist jedoch ärztliche Hilfe nötig, sonst bildet sich ein Schlitzohr und das ist nicht schön anzusehen.

Jeder, der einen Fleischtunnel ins Ohrläppchen bohren lässt, sollte sich klar sein, dass das Loch nicht mehr weggeht. Es lässt sich zwar wieder verkleinern, doch ganz verschwindet es nie. Wer den Flesh-Tunnel loswerden will, muss sich in die Hände von plastischen Chirurgen begeben.

Übrigens: Will der Fleischtunnel-Freund ein Fünf-Zentimeter-Loch, muss er sich auf eine Dehnungsphase von 50 Wochen einstellen. In einigen Gegenden Afrikas geht es noch eine Nummer größer: Dort werden Ohrläppchen bis zu 15 Zentimetern geweitet.