Magenbypass bereits bei Jugendlichen? Studien vergleichen Vor- und Nachteile

Die Entscheidung von Eltern und Fachärzten für einen Bypass bei Kindern birgt nicht nur positive Auswirkungen

Von Cornelia Scherpe
11. Januar 2017

Ein Roux-en-Y-Magenbypass hilft bei Adipositas und wird daher immer häufiger durchgeführt. Die Patienten sind allerdings in der Regel Erwachsene, denn der chirurgische Eingriff wird bei Kindern eher selten gewählt. Der Grund: Durch die Veränderung des Magens kommt nicht nur das eigentliche OP-Risiko zum Tragen, die Ernährung und damit der gesamte Stoffwechsel der Jugendlichen verändert sich binnen kürzester Zeit und das radikal. Die Auswirkungen auf einen Körper, der noch im Wachstum ist, sind daher schwer abzuschätzen.

Magenbypass als lebensrettende Maßnahme

Es gibt jedoch immer mehr Kinder, die unter so starker Fettsucht leiden, dass sie ohne Roux-en-Y-Magenbypass ein hohes Sterberisiko haben. Bei ihnen wählten die Eltern gemeinsam mit dem Arzt einen Bypass. Diese Daten konnten Forscher in Schweden und in den USA in zwei unabhängigen Studien auswerten und präsentierten nun ihre Ergebnisse.

In den USA unterzogen sich 74 Teenager (13 bis 21 Jahre) dem Eingriff, in Schweden waren es 81 Jungen und Mädchen (13 bis 18 Jahre). Insgesamt sank der durchschnittliche BMI nach dem Eingriff von 58,5 kg/m2 auf 36,3 kg/m2. Die Kinder waren damit noch immer stark übergewichtig, doch jeder verlor im Schnitt 50 Kilogramm.

Positive und negative Effekte

Das wirkte sich direkt auf den Stoffwechsel aus und zwar im positiven Sinne:

  • Vor allem die Insulinempfindlichkeit hatte sich normalisiert und ersparte den Heranwachsenden Diabetes. Sogar diejenigen, die vor dem Roux-en-Y-Magenbypass bereits Diabetiker gewesen waren, hatten anschließend wieder normale Zuckerwerte.

  • Auch der Blutdruck verbesserte sich deutlich. Bei 25 Kindern mit chronischer Hypertonie sanken die Werte soweit, dass zumindest 19 von ihnen keine Medikamente mehr nehmen mussten.

  • Von 45 Fällen Dyslipidämie (Störung des Fettstoffwechsels) erholten sich 29 komplett.

Doch die Entscheidung für den Bypass hatte nicht nur positive Auswirkungen:

  • In 13 Fällen kam es zu Komplikationen, die eine Endoskopie notwendig machten.
  • Zwölf Kindern musste man die Gallenblase entfernen,
  • drei Fälle von Perforationen (innere Verletzungen) kamen hinzu.

Noch stärker waren die Auswirkungen nach dem Legen des Bypass:

  • 83 Prozent der US-Kinder und 32 Prozent der Jugendlichen aus Schweden erkrankten an einer Eisenmangelanämie und

  • insgesamt 78 Prozent bzw. 63 Prozent an chronischem Vitamin-D-Mangel. Von denen mit Vitamin-Mangel bekam rund die Hälfte Hyperparathyreoidismus. Das ist eine Störung in der Nebenschilddrüsen. Lebenslang müssen daher Vitaminpräparate genommen werden.