Frakturrisiko nach Magenverkleinerung: Adipositas-Patienten erleiden häufiger Knochenbrüche

Darum sind nach dem Eingriff, statt Frakturen der unteren Extremitäten, höher gelegene Knochen betroffen

Von Cornelia Scherpe
8. August 2016

In der Medizin ist schon länger bekannt, dass adipöse Menschen häufiger einen Knochenbruch erleiden. Meist sind es die unteren Extremitäten, die schlicht das Übergewicht nicht mehr tragen können (Stichwort Ermüdungsbruch). Doch auch nach einer Magenverkleinerung bleibt das Frakturrisiko erhöht. Nun sind es allerdings nicht mehr Fußknochen, die brechen, sondern

Kanadische Wissenschaftler sahen sich die Daten von rund 170.000 Männern und Frauen an. Man teilte sie in drei Gruppen auf:

  1. adipös ohne Magenverkleinerung,
  2. adipöse Operierte und
  3. eine schlanke Kontrollgruppe.

Knochenbrüche vor und nach der Magenverkleinerung

Zuerst betrachteten die Forscher eventuelle Knochenbrüche vor der Magenverkleinerung. Bei den schlanken Menschen hatten 6,6 Prozent schon einmal eine Fraktur, bei den Adipositas-Patienten ohne OP-Absicht 8,1 Prozent und ganze 10,5 Prozent der später Operierten.

4,4 Jahre nach einer Magenverkleinerung hatten 2,4 Prozent der Schlanken und 2,7 Prozent der adipösen Nicht-Operierten einen Knochenbruch erlebt. In der OP-Gruppe waren es mit 4,1 Prozent deutlich mehr. Der Zusammenhang zur Magenverkleinerung blieb auch dann bestehen, wenn die Forscher andere Faktoren wie Begleiterkrankungen und soziales Umfeld aus der Rechnung entfernten.

Bruchrisiko-Einschätzung durch Experten

Interessant war, dass statt Frakturen der unteren Extremitäten nun höher gelegene Knochen betroffen waren. Mit einem Ermüdungsbruch ist das kaum zu erklären. Die Forscher gehen eher davon aus, dass es die veränderte Ernährung nach der Magenverkleinerung ist. Hüfte, Becken und Oberschenkel brechen vor allem bei Menschen mit Osteoporose. Vermutlich nimmt die Knochendichte ab, wenn durch die umgestellte Ernährung verschiedene Mangelerscheinungen auftreten.

Da die Studie jedoch nur eine Beobachtungsstudie ist, kann man keine eindeutigen Rückschlüsse auf Ursache und Wirkung ziehen. Dennoch raten die Forscher an, dass Adipositas-Patienten vor einem chirurgischen Eingriff wie dem Magenband mit ihrem Arzt eine Bruchrisiko-Einschätzung vornehmen sollten. Eventuell ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll.