Diabetikern seit einem Jahr im Koma - Schuld ist eine Medikamentenverwechslung beim Facelifting

Von Cornelia Scherpe
20. August 2012

Sie war 52 Jahre als, als es geschah und nun befindet sie sich noch immer im Koma. Die Rede ist von einer Deutschen, die sich aus kosmetischen Gründen unter das Messer legte. Die Frau wolle sich beim Facelifting ihre Falten entfernen lassen, doch nun liegt sie seit Juni 2011 im Koma. Was war geschehen?

Eine junge Medizinstudentin war bei der Nachtwache allein und gab der Frau das falsche Medikament. Laut Angaben der Studentin war das Mittel falsch gekennzeichnet gewesen, sodass die Patientin aus versehen das Medikament "Propofol" erhielt. Daraufhin fiel sie ins Koma. Seit mehr als einem Jahr beschäftigt sich die Justiz mit dem Fall. Immerhin leidet der Ehemann nicht nur seelisch, sondern muss auch hohe Pflegekosten für seine Partnerin zahlen. Er klagt daher vor dem Mainzer Landgericht auf einen Schadensersatz von über 800.000 Euro.

Die junge Studentin selbst trifft eher keine Schuld. Ihr Vorgesetzter hat bereits eingeräumt, dass das Mittel als Kochsalzinfusion beschriftet war. Der Narkosearzt hatte das Mittel vorbereitet, dann jedoch ohne Beschriftung im OP zurückgelassen. Der Anwalt wirft ihm daher Fahrlässigkeit vor und spricht von einem verheerenden Organisationsmangel in der Praxis.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Frau im Koma Diabetikerin ist. Das Facelifting war daher extrem risikoreich für sie und die acht Stunden des Eingriffes waren eigentlich kaum zu vertreten. Daher sei gerade bei der Nachversorgung zu wenig Personal in der Praxis gewesen. Eine Studentin allein in der Nachtwache zu lassen, sei nicht zu entschuldigen. Die junge Frau ist kein Ersatz für ein Notfallteam.