Schmuddeliges Europa: Erst im 20. Jahrhundert setzte sich die tägliche Dusche durch

Von Nicole Freialdenhoven
6. Juni 2013

Für die meisten Menschen beginnt der Morgen unter der Dusche. Was heute eine Selbstverständlichkeit erscheint, war jedoch bis Ende des 19. Jahrhunderts fast vollkommen unbekannt: Europa schmuddelte fröhlich vor sich hin, denn gewaschen wurde sich eher selten. Das lesenswerte Buch "Dirt on Clean - an unsanatized history" von Katherine Ashenburg vermittelt faszinierende Einblicke in die Geschichte der Hygiene.

So wuschen sich die spanischen Christen bewusst wochenlang nicht, um sich von denen für ihre Sauberkeit bekannten Muslimen abzugrenzen. Dem als Sonnenkönig berühmt gewordenen Ludwig XIV. wurde ein beißender Körpergeruch nachgesagt, denn zeitgenössische Historiker waren der Ansicht, dass das römische Reich untergegangen war, weil die Römer so gerne in heißem Wasser badeten und dabei verweichlichten.

Erst Anfang des 20. Jahrhunderts schwappte der Trend zur Körperhygiene aus den USA nach Europa: Während in New York in den 30er Jahren rund 90 Prozent der Wohnungen eine Dusche besaßen, gab es beispielsweise in nur 10 Prozent aller italienischen Häuser überhaupt ein Bad. Immerhin: Heute stehen fast alle Europäer täglich unter der Dusche - im Durchschnitt 8,7 Minuten lang.