Neuer Wirkstoff könnte als Haarwuchsmittel dienen

Forscher wollen sich die Wirkung eines Immmunsuppressivums zunutze machen

Von Cornelia Scherpe
14. Juni 2018

Den medizinischen Begriff "androgenetische Alopezie" haben viele Menschen noch nie gehört, doch mit dem Phänomen an sich sind mehr vertraut als ihnen lieb ist: Es geht um Haarausfall aufgrund männlicher Hormone. Die Androgene lassen die Haarfollikel absterben, sodass bei vielen Männern mit den Jahren das Haar immer lichter wird und am Ende eine Glatze entsteht. Haarwuchsmittel, die Betroffenen effektiv helfen, sucht die Medizin seit Jahren. Eine gewisse Wirksamkeit haben die Stoffe Finasterid und Minoxidil, doch beide bringen auch teils starke Nebenwirkungen mit sich und werden daher häufig nicht empfohlen. Nun könnte ein neuer Wirkstoff für Patienten interessant werden. Allerdings sind die Versuche mit ihm noch experimentell.

Die Basis der neuen Idee ist Cyclosporin A, ein Medikament, das als Immmunsuppressivum eingesetzt wird. Wer es beispielsweise nach einer Organtransplantation einnehmen muss, erlebt als häufige Nebenwirkungen eine sogenannte Hypertrichose. Dabei handelt es sich um ein übermäßiges Haarwachstum.

Wirkung von Cyclosporin A lässt hoffen

Die Idee ist nun, diese Wirkung zu nutzen, ohne den Menschen wirklich das Immmunsuppressivum zu verabreichen. Ein Team aus Wissenschaftlern besah sich daher die Wirkung von Cyclosporin A genauer. Die britischen Forscher fanden heraus, dass Cyclosporin A bestimmte Gene aktiviert und andere deaktiviert. Entscheidend dürfte dabei der SFRP1-Inhibitor sein, denn die Analysen zeigten, dass es sich dabei um einen Schalter handelt, der die Wachstums- und die Ruhephase eines Haarfollikels bestimmt. Nahm man im Labor Zellproben und verabreichte ihnen den SFRP1-Hemmer, konnte damit eine Ruhephase in eine Wachstumsphase überführt werden. Daher besteht nun die Hoffnung, dass man künftig SFRP1-Inhibitoren nutzen kann, um Patienten mit Haarausfall zu behandeln.

Nebenwirkungen sind wahrscheinlich

In Studien muss jedoch zunächst geklärt werden, welche möglichen unerwünschten Wirkungen bei der Vergabe auftreten könnten. Da SFRP1 auch in anderem Körpergewebe, etwa in den Knochen, vorkommt, sind Nebenwirkungen zu erwarten, sobald man es durch Medikamente hemmt.