Chinesische Frisuren in China

Kultur und Tradition spielen in China eine wichtige Rolle. Entsprechend traditionell ging es sehr lange bei den Chinesen in der Frisurenmode zu. Erst mit der Öffnung nach außen in den achtziger und neunziger Jahren tauchten neue Frisuren und Trends in China auf und die Frauen trauten sich, Neues auszuprobieren.

Von Anita Nieper

Männer: Zöpfe und ausrasierte Stirn

Den Haaren wurde in China immer sehr viel Bedeutung beigemessen. So durfte nicht jeder sein Haar tragen, wie es ihm gefiel.

Während der Mandschu-Herrschaft begann die Zeit der ausrasierten Stirn. Ein Gesetz, das zu Beginn der Quing-Dynastie erlassen wurde, befahl außerdem allen Männern das Tragen von einem Zopf. Das vom Regent erlassene Gesetz (1645) drohte sogar mit der Todesstrafe, sollte sich ein Mann wiedersetzen, aber erst 1660 setzte sich der Zopf in der chinesischen Gesellschaft durch.

Die Han-Chinesen glaubten daran, dass man die Haare, die Haut und den Körper von den Eltern geerbt hat und folglich die Haare nicht schneiden dürfe. Den Han-chinesischen Männern wurde der Zopf mit der ausrasierten Stirn von den Herrschern der Qing aufgezwungen, was eine Unterwerfung demonstrierte und die mandschurische Herrschaft festigte.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Zopf für alle chinesischen Männer zur Selbstverständlichkeit, galt später sogar als

  • vornehm und
  • kultiviert.

Bis zum Ende der Kaiserzeit war der lange Zopf typisch bei den Männern. Während der Revolution 1911 gehörte es jedoch zu den ersten Maßnahmen den Zopf abzuschneiden.

Chinesische Mädchen und Frauen

Im alten China wurden die Mädchen im 15. Lebensjahr volljährig und galten somit als heiratsfähig. Um das nach außen zu demonstrieren, steckten sie ihre Haare mit einer Haarspange zu einem Haarknoten. Die Stirnparie wurde rasiert und blieb völlig frei.

Weil zu dieser Zeit alle Frauen einen Haarknoten trugen, unterschieden sich die Frisuren nur hinsichtlich

  • der Form,
  • der Größe und
  • der Stelle

des Knotens. Adlige Damen und Konkubinen waren die Vorbilder in der Frisurenmode dieser Zeit.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts, am Ende der Qing-Dynastie, trugen die Damen ebenfalls einen Haarknoten am Hinterkopf. Das Haar wurde streng nach hinten gekämmt und die Stirn blieb frei. Beliebt war auch das Teilen der Haare durch einen Mittelscheitel sowie das Verknoten der Haarenden am seitlichen Kopf.

Haarteile, Schmuck und Ponyfrisuren

Um die Haarpracht fülliger und den Knoten dicker erscheinen zu lassen, wurden schon in der Tang-Dynastie (618-907) Haarteile und Perücken getragen. Als Kopfschmuck gab es Spangen aus

  • Silber,
  • Gold,
  • mit Juwelen sowie
  • aus Holz oder
  • Bambus.

Mit der Revolution 1911 wurde die Frisurenmode vielseitiger. Künstlerinnen, Schauspielerinnen und Studentinnen entdeckten die Ponyfrisuren, wobei die Stirnhaare oft länger als zehn Zentimeter waren.

  • Bubikopf und
  • Pfirsichfrisuren

setzen sich bei den Frauen in den 20er und 30er Jahren durch.

Die neue Frisurenmode wurde vorerst nur in der weltoffenen Stadt Schanghai und erst später im ganzen Land getragen.

Kurzhaarfrisuren und Locken

Durch westliche Einflüsse wurden kurze, lange und dauergewellte Haare in Schanghai salonfähig. Wobei anfangs sehr skurrile Frisuren getragen wurden, die häufig nicht zum Typ oder zur Kleidung passten.

In den Kriegswirren wurden praktische Kurzhaarfrisuren getragen, die Frauen schenkten ihrer Frisur zu dieser Zeit kaum Bedeutung. Locken waren in den Fünfzigern modern, sie reflektierten den Aufbruch im neuen China.

Die Frisurenmode wurde in China in jedem Jahrzehnt vielseitiger. Das Streben nach Schönheit und Mode wird seit den sechziger Jahren nicht mehr bekämpft, sondern als

  • gesund,
  • förderlich und
  • ganz normal

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