Kussmund für alle: Der Lippenstift wird 130

Von Nicole Freialdenhoven
4. April 2013

Heute ist er aus keiner Damenhandtasche mehr weg zu denken, doch bei seinem öffentlichen Debut vor 130 Jahren war er noch ein für viele Frauen unbezahlbarer Luxus: Der Lippenstift.

Zwar malten schon die Damen der Antike wie die legendäre Kleopatra ihre Lippen mit roter Farbe an, doch den heute allgegenwärtigen Stift erfanden zwei Franzosen erst im Jahr 1883: Sie rührten rote Farbe mit Hirschtalg und Bienenwachs an, umwickelten das Gemisch mit Seidenpapier und präsentierten es auf der Weltausstellung in Amsterdam.

Leicht hatte es der Lippenstift zu Beginn jedoch nicht: Zum einen konnten sich die meisten Frauen das neue Utensil gar nicht leisten, zum anderen hatte es einen schlechten Ruf unter den reichen Damen, die ihn sich leisten konnten.

Künstlich gerötete Lippen galten als Domäne der Prostituierten und Tänzerinnen. Erst mit der Ausbreitung des neuen Mediums Film in den 20er Jahren erreichte der Lippenstift den Mainstream.

Heute geben 78 Prozent der deutschen Frauen an, regelmäßig Lippenstift zu benutzen und gaben im Jahr 2012 64 Millionen Euro dafür aus. Den "Volkslippenstift", den Hildegard Knef nach dem Krieg für 1,50 Mark bewarb, gibt es natürlich schon lange nicht mehr, dafür gibt es heute zahllose Farbschattierungen von knallrot bis zu transparentem Glitter und eine Preispalette, die nach oben hin offen ist.