Passende Schnitte für unterschiedliche Körperformen

Kleider machen Leute, sagt man. Vor allem aber sind es die Schnitte der Kleider, die den Menschen einen schöneren Körper geben, als von Mutter Natur vorgesehen - und damit zu einem selbstbewussteren Auftreten verhelfen. Schließlich lassen sich durch passende Schnitte kleinere Mängel so schnell und einfach ausgleichen, wie mit keiner Diät und keinem Sportprogramm dieser Welt. Man denke hier einfach nur an den revolutionären Push-up-BH, der innerhalb von Sekunden aus einem durchschnittlichen Busen ein atemberaubend weibliches Dekolleté zaubert - und das ganz ohne Schönheitschirurg!

Britta Josten
Von Britta Josten

Die breiten Schultern der Männer

Natürlich ist es aber nicht nur die holde Weiblichkeit, die bekleidungstechnisch gesehen tief in die Trickkiste greift. Auch die Herren der Schöpfung schummeln sich gern

  • schlanker,
  • größer und
  • dynamischer.

So beispielsweise kommen Männer ganz ohne schweißtreibendes Bodybuilding durch speziell gepolsterte Sakkos zu männlich markanten Schultern. Und die brauchen sie, denn Studien haben ergeben, dass Männer mit breiten Schultern in Vorstellungsgesprächen als dynamische Macher erlebt werden.

Kein Wunder, dass hier gern ein bisschen nachgeholfen wird.

Die Damen im Fokus

Dennoch soll es in dieser Serie in erster Linie um die Beauty-Problemchen der Damen und das jeweils passende Schummel-Styling gehen.

Abgerundete gerade Körperform und der passende Schnitt

Die abgerundete gerade Körperform zeichnet sich durch dieselbe waagerechte Schulterlinie aus wie die gerade Körperform, besticht aber durch eine kurvigere Taille. Diese steht dann auch im Mittelpunkt des Schummelstylings, denn die Frau, die die Blicke auf eine schöne Taille zieht, lenkt von ihrer eher unvorteilhaften Schulterform ab. Berühmte Beispiele für diesen Figurtypus sind Madonna oder Jamie Lee Curtis.

Wichtigstes Accessoire: der Gürtel

Um einen allzu sportlichen Eindruck zu vermeiden und mehr Weiblichkeit zu demonstrieren, ist der beste Freund der abgerundeten geraden Körperform der Gürtel. Lockere Kleider werden mit einem breiten Gürtel auf Taille gebracht, und im Job wirkt der schmale Ledergürtel, gern auch doppelreihig, über dem Strickpulli stilvoll.

Ist die Taille sehr ausgeprägt - als Maßstab dafür gilt eine Differenz zwischen Hüftumfang und Taillenumfang von mehr als achtzehn Zentimetern), sollte darauf geachtet werden, dass Hosen oder Röcke locker fallen.

Schnitt von Röcken

Ein Beispiel wäre hier der in A-Linienform geschnittene Rock, der die Taille betont und von dort aus lässig über die Hüften hinabfällt. Auch Sarongs, also bunte, leichte Tücher, die als Rock gebunden werden, passen hier ideal und ziehen die Blicke auf die Körpermitte.

Figurbetonte Schnitte

Auch figurnahe Schnitte bei Jacken und Blusen - Stichwort: Wiener Nähte - schmeicheln der angerundeten geraden Körperform. Eher unvorteilhaft ist der Empire-Stil, auch wenn er in Form von Tuniken gerade noch so populär ist: er betont die Büste mitsamt den Schultern und lässt die Taille verschwinden, sodass er Frauen mit der abgerundeten geraden Körperform viel fülliger wirken lässt, als sie sind.

Ausgewogene Körperform und der passende Schnitt

Die ausgewogene Körperform gilt als Idealkörper. Sie weist die perfekten Proportionen auf, sprich: das Verhältnis der einzelnen Körperteile - vor allem das Verhältnis zwischen Schulter und Hüfte - zueinander ist harmonisch.

Aus diesem Grunde wird die ausgewogene Körperform von manchen Autoren auch als "schmale Sanduhren-Form" bezeichnet, denn sie entspricht dem Inbegriff des weiblichen Körpers. Neben dem idealen Schulter-Hüfte-Verhältnis stimmen auch die restlichen Größenverhältnisse, wobei die Kopflänge als Grundmaß genommen und mit acht multipliziert wird.

Schummeln ist hier nicht nötig

Hier muss nichts ausgeglichen oder weggeschummelt werden, weshalb die Besitzerin einer ausgewogenen Körperform im Grunde alle Schnitte tragen kann, die ihr gefallen oder die gerade modern sind.

Sehr schmeichelhaft ist hier alles, was diesen perfekten Körper noch betont. Also keine weiten Schnitte, unter denen die Proportionen verschwinden. Die ausgewogene Körperform kommt beispielsweise in trägerlosen Cocktailkleidern ideal zur Geltung. Enge Pullis, eventuell mit Rollkragen, kombiniert zu Bleistiftröcken, sind perfekte Begleiter für das Business.

Vermieden werden sollte allerdings alles, was die weibliche Silhouette überbetont. Wer ohnehin perfekte Formen hat, braucht kein Riesen-Dekolleté mit Push-up-BH.

Interessanter durch Kontraste

Andererseits kann ein bewusster Stilbruch die ausgewogene Körperform interessanter machen. Der Kontrast von idealen weiblichen Proportionen und beispielsweise dem sogenannten Boyfriend-Style - gerade geschnittene, umgekrempelte Herrenjeans zum nicht taillierten, bequemen Pulli - kann hier sehr reizvoll sein.

Eckige Birnenform und der passende Schnitt

Die eckige Birnenform ist durch schmale, aber nicht abfallende, sondern vielmehr waagerechte Schultern gekennzeichnet - und eine im Verhältnis dazu breite Hüfte. Hier muss einerseits mehr Breite sowie mehr weibliche Form in die Schultern geschummelt werden, während die Hüften zu kaschieren sind.

Epauletten und Schals

Ein No-Go sind tiefe V-Ausschnitte, die die Schultern noch schmaler wirken lassen würden. Applikationen wie

  • Rüschen,
  • Volants,
  • Raffungen,
  • ausgesetzte Blumen,
  • Schulterklappen, -passen und -rigel

hingegen sorgen für mehr Schultervolumen. Strickjacken mit möglichst großen Kragen, am besten mit Fellbesatz, sind eine weitere Option. Bei schulterfreier Sommer- oder Abendkleidung täuscht ein um die Schultern gelegter Chiffonschal mehr Volumen vor.

Puffärmel

Der beste Freund der eckigen Birnenform aber sind kleine Puffärmel, die sich im Moment an vielen Stricktops, Blusen oder Strickjäckchen finden. Sie täuschen nicht nur breitere Schultern vor, sondern schaffen auch einen perfekten Ausgleich zur breiten Hüfte.

Hier sollten Hosen und Röcke locker sitzen. Passt der Schnitt dann an der Taille nicht, können die Kleidungsstücke hier enger genäht werden. Im Zweifel lieber eine Nummer größer wählen, um mehr Spielraum an den Hüften zu haben.

Marlene-Hosen

Toll sind hier beispielsweise Hosen im sogenannten Marlene-Stil, das sind gerade geschnittene, weit fallende Hosen mit Bügelfalte und Umschlag. Je hüftiger der Schnitt, desto besser für die eckige Birnenform. Dafür darf das Oberteil dann auch ruhig etwas länger sein und bis zur Hüfte reichen.

Gerade Körperform und der passende Schnitt

Bei der geraden Körperform befinden sich Schultern und Hüften etwa auf einer Linie, jedoch werden sie kaum durch eine sichtbare Taille unterbrochen. Als Maßstab gelten hier Taillen, deren Umfang um höchstens fünfzehn Zentimeter schmaler ist als jener der Hüften.

Viele Frauen, die eine gerade Körperform haben, verfügen auch über ein sehr flaches Hinterteil. Insgesamt sind die weiblichen Kurven bei der geraden Körperform eher spärlich ausgeprägt. Ob man dabei schlank oder füllig ist, spielt keine Rolle, einzig das Verhältnis von Schultern, Taille und Hüften bestimmt die Körperform.

Perfekt im Etuikleid

Ist man bei gerader Körperform schlank, wird diese Form auch als "Lianenform" bezeichnet und entspricht dem Ideal der Laufstegmodels. Auch Prinzessin Diana soll eine gerade Körperform gehabt haben.

Diese Körperform gilt als elegant; Etuikleider stehen ihr beispielsweise hervorragend. Die bevorzugten Materialien dafür sollten möglichst engmaschig gewebte Stoffe wie Leinen oder Wollgabardine aber auch Thai-Seide sein.

Gedeckte Farben, klare Schnitte

Im Gegensatz zur abgerundeten geraden Körperform sollte hier die Taille nicht betont werden. Vielmehr gilt es, den Blick von der Taille abzulenken. Hierzu bedarf es einer klaren und geraden Schnittführung. Die Farben der Wahl sind dunkel und gedeckt, entweder uni oder mit feinen Mustern, die von der kaum vorhandenen Taille ablenken.

Auch Röcke mit Plissee oder Faltenwurf sowie Bundfaltenhosen können ausgleichend auf die gerade Körperform wirken. Bei Oberteilen ist darauf zu achten, dass die Ärmel nicht verspielt, sondern klar geschnitten sind.

Kurvige Birnenform und der passende Schnitt

Die kurvige Birnenform ist durch das Missverhältnis von schalen, abfallenden Schultern und einem gern als "gebärfreudig" beschriebenem Becken gekennzeichnet. Um hier einen optischen Ausgleich zu erzielen, gilt es alles zu vermeiden, was die Hüfte noch voluminöser erscheinen lässt, als sie ohnehin schon ist.

Bauschige, faltige Röcke oder enge Röhrenjeans sind ein absolutes No Go. Stattdessen sollte auch hier, wie schon bei der eckigen Birnenform, zu weiten Marlenehosen gegriffen werden. Je höher sie an der Taille geschnitten sind, desto besser. Hüfthosen hingegen tragen zusätzlich auf und verschlimmern das Problem.

Taille betonen

Da die kurvige Birnenform zumeist mit einer schönen Taille gesegnet ist, sollte diese auch betont werden: Am besten mit Taillenhosen, die die Blicke zusätzlich durch einen breiten Gürtel oder einen mehrreihigen schmalen Gürtel auf die Körpermitte lenken. Wer gern Röcke trägt, sollte zu fließenden Schnitten greifen, die die Hüften umschmeicheln. Absolut ungeeignet sind hüftbetonende Bleistiftröcke.

Dafür dürfen die Oberteile ruhig hüftlang sein. Eine ideale Kombi für den Job ist ein mäßig weiter, fließend geschnittener Rock, der zum Knie leicht ausgestellt ist, also beispielsweise in A-Linie, darüber ein hüftlanges Stricktop, um das in der Taille ein Gürtel geschlungen wird. Darüber ein Gehrock, fertig ist das Business-Outfit.

Leger trickst die kurvige Birnenform mit einem langen, tunikaähnlichen Hemd, über dem ein lockerer Hüftgürtel getragen wird - ob zu Leggings oder Jeans. Tabu hingegen sind Blouson-Schnitte bei Jacken, während weit schwingende Mäntel, ebenfalls in A-Form, der Birnenfigur schmeicheln.

Keine Schulterpolster

Die mindestens hüftlangen, körpernah geschnittenen Oberteile für die Birnenform können eine verspielte Schulterpartie haben, um diese zu betonen - Schulterpolster sind jedoch keine gute Idee. Applikationen sind moderner und auch schmeichelhafter.

Runde Körperform und der passende Schnitt

Die runder Körperform wird auch als Apfel-Form bezeichnet. Ihre Besitzerin hat zumeist eine zugrunde liegende Sanduhr-Körperform, die jedoch sehr üppig geraten ist und bei der die Taille durch einen kleinen Bauchansatz verschwindet. Auch Po und Schenkel sind füllig.

Bei der runden Körperform gilt die alte Weisheit, dass schwarz schlank macht. Gedeckte Farben, die möglichst in uni gehalten sind, sind grellen Tönen und großflächigen Mustern gegenüber zu bevorzugen.

Wie bei der Birnenform sind auch die Oberteile der runden Körperform mindestens hüftlang. Wo die Birnenform aber zu körpernahen Schnitten greifen kann, würde die runde Körperform nur ihren Bauch betonen. Lang und weit ist hier bei Oberteilen die Devise. Legere Hemdblusen und bündchenlose Strickpullover sind ihre besten Freunde.

Dekolleté zeigen

Da die runde Körperform meist über ein sehr schönes Dekolleté verfügt, kann sie die Blicke von Bauch und Hüften ablenken, indem sie ihren Ausschnitt betont. Tiefe V-Ausschnitte strecken zusätzlich, und bei dem Anblick fällt so ein kleiner Bauchansatz gar nicht mehr auf.

Trend-Tipp: Eine über der Bluse getragene Corsage ist der perfekte Bauch-Killer. In Kombination mit einem Blazer wird dieses Outfit sogar businesstauglich.

Lockerer Schnitt

Wie bei den Oberteilen ist es auch bei den Hosen für die runde Körperform wichtig, dass sie über eine lockere Schnittführung verfügen. Was zu eng anliegt, wirft unschöne Falten und spannt sich unvorteilhaft - im schlimmsten Falle unterteilt es den Körper in sogenannte Schwimmringe.

Ideal für die runde Körperform sind die bei der Umstandsmode abgeschauten Hosen mit seitlichem Reißverschluss - diese lassen den Bauch flacher erscheinen.

Sanduhr-Körperform und der passende Schnitt

Die Sanduhr-Körperform ist die ideale weibliche Körperform, nur etwas üppiger. Statt sich seiner weiblichen Kurven zu schämen, sollten sie - geschickt gestylt - betont werden. So hat die Sanduhr-Körperform beispielsweise ein zauberhaftes Dekolleté und eine schmale Taille.

V-Ausschnitt und Y-Ketten

Alles, was den Blick auf den Ausschnitt lenkt, schmeichelt der Sanduhr, also beispielsweise lässige, hüftumspielende Hemdblusen, deren obere Knöpfe offen gelassen werden.

Auch edle Cashmerepullover mit tiefem V-Ausschnitt bringen die Sanduhr-Formen perfekt zur Geltung. Der V-Ausschnitt verlängert optisch die Halslinie und streckt ganz allgemein den Oberkörper. Mit langen Y-Ketten lässt sich ein schönes Dekolleté ebenfalls betonen und gleichzeitig strecken. Auch ein überkreuzter Halsausschnitt steht der Sanduhr-Frau.

Körpernaher, aber eleganter Schnitt

Bei der Schnittführung der Bekleidung sollte die Sanduhr-Körperform darauf achten, dass sie eher körpernah ist, da weite Schnitte schnell unförmig oder gar plump wirken. Dies heißt jedoch nicht, dass engen Stretch-Shirts und -hosen der Vorzug gegeben werden sollte, denn diese wirken schnell ordinär. Vielmehr sollte die Sanduhr-Körperform zu möglichst hochwertigen Materialien greifen, am besten ohne Stretch-Anteil. Die Körpernähe soll hier einzig durch den Schnitt erreicht werden.

Schwierigkeiten beim Anziehen vermeidet man durch große Reißverschlüsse, die bei Oberteilen beispielsweise über den ganzen Rücken gehen können.

Westen, die über der Bluse getragen werden und ein schönes Dekolleté betonen, sind die idealen Begleiter im Business-Alltag. Blusen sind ideal, wenn sie eine dreiviertel Armlänge aufweisen, Hosen und Röcke die schmale Taille betonen.

Umgekehrte Dreiecksform und der passende Schnitt

Was bei Männern erwünscht ist, ist bei Frauen gar nicht gern gesehen, es sei denn, es handelt sich um Profi-Schwimmerinnen oder russische Gewichtheberinnen: breite Schultern, breites Kreuz und dazu proportional nicht ausgewogene schmale Hüften.

Top: Achtzigerjahre-Schnitte, Flop: Rollkragen

Ideal für diese Körperform ist eine körpernahe Schnittführung der Oberteile, versehen mit möglichst auffälligen und raffinierten Extras wie

  • Applikationen,
  • angedeutete Gürtel und
  • feminine Ausschnitte.

Ein breites Kreuz erscheint durch eine Bluse mit Kragen schmaler, wobei diese nicht bis oben zugeknöpft werden sollte. Breite Schultern verschwinden auch unter Oberteilen im Achtzigerjahre-Stil, also beispielsweise Ärmel mit Fledermausschnitt, asymmetrische Ausschnitte und so fort, während Rollkragenpullover leider sehr ungünstig sind.

No-Go im Sommer: Spaghetti-Träger.

Akzente setzen

Betont werden sollte hingegen die untere Körperhälfte. Dies kann einerseits durch Farben geschehen - die untere Hälfte wird dabei hell und bunt gekleidet, während die Oberteile in gedeckten Farben gehalten werden -, andererseits durch den Ausgleich der Linien.

Die Beine können ruhig betont werden, beispielsweise durch das Tragen kurzer Röcke. Auch Stufenröcke oder Röcke mit ausgestelltem Saum schmeicheln der umgekehrten Dreiecksform. Bei den Hosen kann sie auf gerade geschnittene Hosen mit aufgesetzten Taschen oder aber auf großzügig geschnittene Palazzo-Hosen setzen.