Der Kilt-Schottenrock

Der Kilt, ein schottisches Wort für "knielanger Rock", wird in Schottland traditionell von Männern getragen. Er ist aus Wolle gewebt und hinten aufwendig gefaltet. Sein Grundprinzip ist der Wickelrock, denn ein Kilt wird gewickelt. Vermutlich ist der Schottenrock aus einer Decke entstanden, die ursprünglich von Hochlandschotten über ihren Kitteln getragen wurde. Heute ist er aus den Kleiderschränken junger Frauen nicht mehr wegzudenken.

Von Cornelia Gschiel

Weithin berühmt sind die in den Kilt eingewebten Karos. Entgegen anderslautender Gerüchte war an ihnen jedoch nicht die Clanzugehörig des Trägers zu erkennen - sehr wohl aber sein Wohlstand, denn arme Schotten konnten sich nur unifarbene oder einfach karierte Stoffe leisten, während Reiche kein Problem hatten, für mehrfarbiges Karomuster zu zahlen.

Besonders häufig werden grün-blaue Kombinationen gesichtet.

Zu formellen Anlässen wird der sogenannte "Traditional Kilt" immer noch getragen. Prince Charles beispielsweise ist, wie zahlreiche Fotografien belegen, bekennender Kiltträger.

Geschichte

1970er

Die Ex-Punkerin und heutige Fashion-Ikone Vivienne Westwood war es, die ihr hauseigenes Schottenkaro entwarf und das Muster fortan zum Inbegriff der - nicht nur modischen - Rebellion machte.

Jenseits der Tradition hielt der Kilt bzw. Schottenrock als zunächst subkulturelles Element Einzug in die Mode - nämlich im Zuge der Entstehung der Punks in den Siebzigerjahren.

Dies umso mehr, da den Karos bis dato der leichte Hauch des Konservatismus umwehte: Immerhin setzten der Rebellion gänzlich unverdächtige Modehäuser des Hochpreissegments wie Burberry seit langem auf ihre eigenen Karomuster. Der 1924 entwickelten "Burberry Check" diente zunächst als Futterstoff der berühmten, unter anderem auch von Audrey Hepburn in "Frühstück bei Tiffany" getragenen Trenchcoats.

Im Punk erfuhren die Schottenröcke eine Ironisierung: Sie wurden von jungen Mädchen in extremer Minirockform getragen. Auch diese Mode wurde aber, wie so viele ursprünglich dem Underground entstammenden Strömungen, bald schon dem Mainstream einverleibt.

1980er

Spätestens mit der Popularisierung des Schottenkaros in den Achtzigerjahren durch den Designer Stephen Sprouse ist das Muster in der Mitte der Modegesellschaft angekommen. Er versuchte, der noblen Bekleidung der besseren Gesellschaft den Rebellionsgeist von Punk und Pop einzuhauchen.

Dies hatte allerdings lediglich zur Folge, dass auch die eine oder andere Dame der gehobenen Mittelschicht in den Achtzigerjahren im karierten Faltenrock gesichtet wurde - von Rebellionsgeist keine Spur.

1990er

In den Neunzigern verschwand der Karorock wieder aus der Mainstream-Mode und wurde erneut zum von Punkrockern und Co. getragenen Randgruppenphänomen.

Schottenkaro war in den Neunzigern im Zuge des Grunge-Looks lediglich im Zusammenhang mit Holzfällerhemden ein modisches Thema, während es zu Beginn der Nullerjahre wieder vermehrt Schottenröcke zu sehen gab - nämlich die von Burberry, nachdem Kreativchef Roberto Menichetti den legendären Futterstoff nach außen wendete.

2000er

Gegen Ende der 2000er Jahre dann war endlich der Schottenrock der Punk-Mädels im Modemainstream angekommen: So kurz wie möglich und in Falten gelegt, wurde er vom Schulmädchen über die Azubine bis zur Studentin von fast jeder jungen Frau getragen.

Initiator war ausgerechnet das französische Luxuslabel Chanel, das seine Models 2007 mit karierten Tweedröcken über den Laufsteg schickte.

Trendsetter wie Sängerin und Designerin Gwen Stefani griffen den Trend auf - und schon bald wimmelte es in den Fußgängerzonen von modern interpretierten das heißt in erster Linie: superkurzen - Schottenröcken, die durch

  1. ihr Traditionsmuster einerseits und
  2. ihre sexy Schnittführung andererseits

die Botschaft "Spießigkeit trifft Rebellentum" wie kaum ein anderes Kleidungsstück verkörpern.

Kombinationsmöglichkeiten

Ist man nicht jung und wild, stellt sich das Kombinieren des modernen Schottenrocks schwierig dar, allein schon deshalb, weil das Muster fürchterlich aufträgt. Mit dezenten Basics wie

kann das Schotten-Styling aber gelingen.