Die Geschichte der Kleiderordnung und ihre internationalen Eigenheiten

Den Dresscode gibt es in seiner ursprünglichsten Form bereits seit Menschen gedenken. Doch wie genau hat sich das heutig geläufige Konzept Dresscode eigentlich entwickelt? Oder wo liegen darin die internationalen Unterschiede? Eine Baskenmütze allein macht keinen Franzosen und nicht jeder Tweedträger ist Brite - doch wer genau hinsieht, kann den länderspezifischen Dresscode dennoch entschlüsseln!

Von Judith Heede

Der Werdegang des Dresscodes

Der Dresscode übermittelt durch die Kleidung Informationen und ist so alt wie die Menschheit. Das aus dem Lateinischen stammende Wort "Code" bedeutet freilich auch, dass die Informationen verschlüsselt werden, man oder frau kann also durch die Kleidung durchaus subtile Botschaften überbringen.

Die genaue Wortbedeutung

Das englische Wort "Dress" meint nichts weiter als die äußere Kleidung, die Briten und Amerikaner meinen mit "Dresscode" tatsächlich, dass der Dress etwas codiert. Im Deutschen wird etwas ausdifferenziert. Auch

  1. soziale Konventionen und noch viel mehr
  2. berufliche Bekleidungsvorschriften

werden heute landläufig unter Dresscode subsummiert, und das hat eine lange Tradition in der Bekleidung der Zünfte und oft praktische Hintergründe. ber auch die individuelle Selbstdarstellung verlangt einen Dresscode, und wenn man es genau nimmt, verwendet jeder Mensch jeden Tag einen Dresscode, wenn auch oft unbewusst. Mit der Kleidung sagen wir unserer Umwelt etwas ganz Bestimmtes.

Oft muss ein Dresscode eingehalten werden, häufig wird er vorgeschrieben, ob im Büro als Anzugsordnung oder bei Partyeinladungen mit dem Aufdruck "Black Tie". Noch viel häufiger sind die Übereinkünfte über den Dresscode stillschweigend, man sollte sie dennoch einhalten.

Wer durch die Kleidung versucht, seine Kollegen auszustechen, macht sich ebenso unbeliebt wie derjenige, der sich vernachlässigt und damit Gleichgültigkeit ausdrückt.

Historische Entwicklung

Erlasse über die Kleiderordnung gab es seit frühesten Zeiten, sie waren sogar besonders streng. Priester oder Könige in urgemeinschaftlichen Gesellschaften unterscheiden sich wesentlich deutlicher von ihren Untertanen als heutige Herrscher oder Führer - diesen sieht man ihre Stellung im Grunde nicht an der Kleidung an, oftmals ist sogar Understatement Pflicht.

Im 13. Jahrhundert wurden in Europa Kleiderordnungen amtlich verordnet, den Anfang machten

  • Frankreich,
  • Italien und
  • Spanien,

aus Deutschland überliefert sind

  1. die Frankfurter und Speyerer Verordnungen aus dem Jahr 1336 und
  2. die Göttinger Verordnungen von 1340-1342.

Bis um das Jahr 1800 waren Kleiderordnungen Sache von Reichstagen und Landesherren. Und es wurde viel gestritten um den richtigen Dresscode, vergebens forderten thüringische Bauern im Krieg von 1524, rote Schauben tragen zu dürfen, wie es die Oberschicht tat.

Im 17. Jahrhundert wurde aus religiösen Gründen der Kleider-Luxus beschränkt, Spanien und Frankreich verboten belgische Spitzen. Erst die französische Revolution von 1789 erschütterte die althergebrachte Kleiderordnung.

Verbote in der Bekleidung gibt es hingegen bis heute: In Deutschland dürfen verfassungsfeindliche Symbole nicht getragen werden, und das unberechtigte Tragen von Uniformen samt Rangabzeichen ist nach § 132a StGB strafbewehrt mit Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr.

Internationale modische Eigenheiten

Très chic in Frankreich

Dass Kleidung nicht nur warm halten kann, sondern auch Ausdruck des Charakters und der Persönlichkeit ist, ist nicht neu. Unsere Nachbarn im Westen gelten seit jeher als die eleganteste Nation Europas und machen ihrem Ruf alle Ehre: Vom Mantelknopf bis zur Schuhspitze wird in Punkto Styling nichts dem Zufall überlassen. Was Madame Chanel in den 20er Jahren begann, hört bei Filmstar Audrey Toutou wahrscheinlich noch längst nicht auf: Ob das nun ein Ton in Ton-Kostüm ist oder ein elfenhaftes A-Linien Kleid: très chic ist es in Frankreich in jedem Fall.

Heiße Kurven in Bella Italia

Die Bewohner des Stiefels sind bei der Wahl ihrer Kleidung nicht ganz so dezent, dafür nicht minder anspruchsvoll: In Italien wird nicht mit Reizen gegeizt, sondern Kurven inszeniert wie ein Theaterstück. Denn eine Italienerin ist in ihrem Herzen immer eine Diva und das kommt in engen, sexy Kleidern am besten zur Geltung. Darum wusste schon Sophia Loren und wickelte mit ihren Outfits noch jeden Mann um den kleinen Finger.

Stilistische Überraschungen in Cool Britannia

In "Cool Britannia" wird zwar nach wie vor "tea time" zelebriert, aber stets mit der Vorfreude auf einen weit weniger harmlosen Drink zu späterer Stunde. Und hierfür schmeißen sich die Engländer gerne in Schale - die dann ungefähr so aussieht:

  • Plastikohrringe zur Abendrobe,
  • Röhrenjeans zum Pelzjäckchen oder eben
  • Punkdesignerin Vivien Westwood ohne Schlüpfer bei der Queen zu Besuch.

Wenn jemand in Europa für stilistische Überraschungen sorgt, dann sind es die Insulaner.

Minimalistischer Chic in Deutschland

Weniger experimentierfreudig, aber nicht weniger stilsicher halten es wir Deutschen bei der Wahl der Kleider. Minimalismus lautet das Zauberwort. Weil auf ihr Wesentliches reduzierte Dinge einfach gut sein müssen, brauchen wir keine

  • quietschbunten Neonkleider,
  • blaue Haare oder
  • Samtmäntel in Purpurfarben.

Sondern jemanden wie Jil Sander, die deutsche Designerin, die als Erfindern des minimalistischen Chics gilt und nicht mehr braucht als ein raffiniertes kleines Schwarzes, um aus einer Frau eine Stilgöttin zu machen.